Analysen im Politbüro- 1988 war es zu spät
  

ESER -Thema im Politbüro! -Analysen der DDR- Führung 1988 zur Strategie der Wirtschaftspolitik ; Auszug aus dem "Bundesarchiv" 

Heute findet man zu wichtigen Dokumenten der Wirtschaftspolitik der SED erstaunlich viele Dokumente,  z.B. sind Vorlagen für das Politbüro 1988 von G. Schürer und G. Mittag heute interessante Zeitdokumente.  Auf der Seite  des  Bundesarchive können Sie z.B. viele Dokumente finden, auch eine vollständige Abschrift eines interessanten Vorganges. 1988 war wohl das Schicksals- Jahr für eine letztmögliche Korrektur der Wirtschaftspolitik der DDR. Mutige Leute, wie Gerhard Schürer, waren darum noch bemüht und Intriganten und Ignoranten torpedierten. Es ist wert, das  noch einmal zu lesen.  

Nachfolgend möchte ich einen Auszug daraus in diese WWW-Seite aufnehmen, der u. E. summa summarum eine klare Bestätigung unserer Arbeit im ESER von damals höchster Stelle abbildet, auch noch 1988 .  Jahre zuvor war diese Bedeutung  ja weitgehend allgemein anerkannt. Wenn auch Schürers Bemühungen damals offenbar von Mittag unterlaufen werden konnten, so spricht doch das Dokument für sich.

Es gab in Karl- Marx- Stadt eine Phase der  ESER Geschichte (bis ca. 1985), da  hatten wir sehr viele Persönlichkeiten zu Besuch, "Staatsbesuche" und hohe Persönlichkeiten aus In- und Ausland oder auch aus den wichtigsten DDR- Ministerien ... Dann wurde der Bereich Dresden das Zentrum der 32- Bit Euphorie und bei E2 verbreitete sich eine zweifelnde Meinung, dass das PB in Berlin von vielen Informationen abgeschirmt wird und gar nicht mehr versteht, was ESER aktuell leistet und für die DDR bedeutet. Ansonsten würde sich unsere Arbeit im ESER doch wohl deutlich einfacher mit mehr Rückenwind durch das MEE und die Kombinatsleitung gestalten... .Und man mußte zweifeln, ob in Berlin verstanden wurde, dass die ESER-IV Konzeption der DDR auf der Grundlage bereits getätigter bzw. laufender Investitionen in die CMOS- Linie der DDR- Mikroelektronik aufbaute und daher andere aufwendige Investitionen, z.B. für 32 Bit Spezialschaltkreise, überflüssig wären. 

Im Mai 1988 fand im Rahmen der Vorbereitung der Strategie. Planung für die nachsten Jahre eine bemerkenswerte Auseinandersetzung im Politbüro  zwischen dem Wirtschaftssekretär Miitag und dem Chef der Plankommission Schürer statt. Allein die Art der Konfrontation, die Art der Parallelität der zuständigen Arbeit zwischen der zuständigigen Abteilung im SED-Zentralkomittee  und den staatlichen Verantwortlichen der Regierung und die Arroganz eines Herrn Mittag machen noch heute betroffen.

 

  Im Artikel  Dokumente  des Politbüros von 1988 wird  anhand von Original- Texten aus dem Bundesarchive der volkswirtschaftliche Wert der ESER- Exporte (neben anderen Wirtschaftszweigen, vor allem auch aus der Chemnitzer und Dresdner Gegend stammend) sehr deutlich.  

Wie wir sehen ( und wie unter "Wirtschaftlichkeit" schon dargestellt) , hatte auch noch 1988 die Rechentechnik für die Wirtschaft der DDR - gemäß der genannten  Analyse - durchaus ein bedeutsames Gewicht, besonders für die Gestaltung der Exportpolitik der DDR und die Schaffung von Nationaleinkommen ( und sie behielt es bis zum Verschwinden der DDR und des Transferrubels). Wenn auch auf dem Niveau des Politbüros die Kategorie Rechentechnik nicht weiter  differenziert wurde, so hatte im praktischen Exportgeschehen und in der Rolle  am Markt die ESER- Linie ein grundsätzlich anderes Gewicht!  Das stand leider im Gegensatz zu vielen Aktionen der Leitung des Kombinat Robotron, wo schon seit ca. 1986 versucht wurde, die Produkt-Linie der ESER- Mainframes der DDR zu (er)drosseln, um die sog. 32-Bit Technik gemäß einer "CAD-CAM Politbüro- Vorlage" durchzudreschen und auch bei Zulieferern  Kapazitäten freizusetzen. Es wurde in anderen Artikeln dieser WEB- Seiten versucht, die Hintergründe dafür näher zu beleuchten... 

Für den Eingeweihten ist aber auch anhand der zitierten Dokumente deutlich , dass man in Berlin zu feige oder inkompetent war oder zu "Mittag- hörig", bzgl. des EXPORT- Gewichtes zwischen ESER und SKR zu differenzieren, denn bei SKR war der Export, Drucker ausgenommen,  ja fast "0". Und es ist schon beachtenswert, dass "abgestimmt" (mit der UdSSR??) angeblich genau das dargestellt wurde, was in der CAD-CAM Vorlage der DDR stand, auch wenn es dafür laut MRK- Dokumenten keine Grundlage gab! Ein Entwicklungsplan im Rahmen der MRK, wo jeder alles reinschreiben konnte, ist ja noch kein Liefervertrag.

Hervorheben möchte ich zunächst besonders eine Passage, wo G. Schürer 1988 versuchte, das Ungleichgewicht zwischen Investitionen in die Mikroelektronik und deren Verwertung in exportfähigen DDR-Produkten zu verbessern:

"Gemeinsam mit der UdSSR haben wir uns auf dem Gebiet der Mikroelektronik eine starke Position im RGW erarbeitet. Allein im Fünfjahrplanzeitraum 1986 - 1990 investieren wir dafür ca. 15. Mrd. M, darunter ca. 2,5 - 3 Mrd. Valutamark. Weitere rd. 10 Mrd. Mark werden für die Einführung der CAD/CAM- und Rechentechnik eingesetzt. Für die Intensivierung der gesamten Volkswirtschaft der DDR ist das ein entscheidender Faktor.
Der Export elektronischer Erzeugnisse in sozialistische Länder ist durch das höhere Preisniveau gegenüber den Weltmarktpreisen zur Zeit rentabel. Auf dem NSW- Markt sind die Erzeugnisse jedoch nur mit umfangreichen staatlichen Stützungen zu verkaufen. 

Entsprechend der Grundthese, dass jetzt eine "Ehe" zwischen Elektronik und Maschinenbau entwickelt werden muss, wird eine große Chance darin gesehen, unsere Elektronik über Maschinenbauexporte auf den Weltmarkt zu bringen.
Das erfordert jedoch, solche Kombinate wie Werkzeugmaschinenbau, Textima, Polygraph, Nagema, Medizintechnik, Haushaltgeräte u.a., die Erzeugnisse mit hoher Exportrentabilität produzieren, ökonomisch zu stärken. Wir sollten die Mikroelektronik intensiv weiter entwickeln, modernisieren und durch Spezialisierung, insbesondere mit der UdSSR, die Kosten senken. Zunächst sollen aber keine weiteren neuen Betriebe gebaut, sondern mehr Akkumulationskraft auf die Kombinate des Verarbeitungsmaschinenbaus gerichtet werden, die große und effektive Absatzchancen haben und mit Ausnahme des Werkzeugmaschinenbaus zur Zeit kaum die einfache Reproduktion realisieren.
"

Herr Mittag hat auch diesen Versuch verhindert. Sicher war die Intervention von G. Schürer bei weitem nicht ausreichend und umfassend, aber wer hatte sonst noch den Mut und war im Politbüro bereit, über die eklatanten Probleme  der DDR- Wirtschaftspolitik nachzudenken und ernsthafte Schlussfolgerungen abzuleiten, unabhängig davon, dass es wohl schon fast zu spät war? Eine klare  Neubestimmung des Kurses hätte aber wohl den massenhaften Vertrauensverlust der Bevölkerung gebremst und ein Signal der Wende zu einer  konsequenten Reformpolitik mit von DDR- Seite aktiv gesteuertem Übergangscharakter zu einem demokratischen, marktoffenen Sozialismus gestalten helfen , wenn auch solche Gedanken sicher am Werderschen Platz  noch nicht gereift waren..  .

Wir sehen viele Jahre später eine sehr interessante Bestätigung der Hauptansätze dieser  ESER- DDR.de- Webseite, in der ein wichtiger Aspekt darauf gelegt wurde, die volkswirtschaftliche Bedeutung des ESER, auch für die Zeit nach 1985, die Rolle der Kooperation mit der UdSSR und den Wert unserer Arbeit für eine gute Zukunft der DDR zu unterstreichen und nicht nur -wie oft praktiziert- die Ingenieur-Leistungen unserer Mitarbeiter zu würdigen .

Unabhängig davon möchten wir zu den Original-Auszügen (Hervorhebungen im Text der PB- Texte einige persönliche Kommentare geben, die zeigen werden, wie Personen wie Herr Mittag mit falschen und manipulierten Informationen und Intrigen die Meinung der Mitglieder des PB steuerten!

Link zu "Dokumente des Politbüros