ESER- Produktentwicklung

und Teams

Von ELREMA über „E2“ bis WTZ/BWK : Zusammenfassender Überblick bis 1990

 

An der Wiege der DDR-„Mainframe- Rechentechnik“ und des  ESER- Anteiles der DDR.

Pioniere des Fachgebietes.

Grundsätze der technischen Politik.

Organisation der Arbeit und Organigramm des FG E2.

Entwicklung von Produkten.

Entwicklungspläne.

Die Management- Struktur  der Projekte.

Leitungsmethodik im Fachgebiet

 

Am 1.April 1957 wurde der wissenschaftliche Produktionsbetrieb

„VEB Elektronische Rechenmaschinen“ in Karl- Marx- Stadt

durch einen Regierungsbeschluss gegründet.

Leistungsfähige Arbeits-Kollektive („Teams“) und hervorragende Einzelpersönlichkeiten standen an der Wiege der DDR-„Mainframe- Rechentechnik“ und ihrer  ESER- Geschichte.

Die entwicklungsseitige Verantwortung für die Haupterzeugnislinie  EDVA lag seit Gründung des Betriebes ELREMA kontinuierlich in Karl- Marx- Stadt -später also beim Fachgebiet Geräte („E2“) und blieb bis zur Auflösung des Kombinates 1990 unverändert. Die Zeit ab Gründung bis ca. 1980 ist in der Ausarbeitung "Geschichte von ELREMA bis E2 " ausführlich und mit vielem Faktenmaterial dargestellt. Im nachfolgenden Überblicksoll neben der Würdigung hervorragender Persönlichkeiten insbesondere die Arbeitsweise des "Hauses E2" dargestellt werden, ( wobei  einige Wiederholungen unvermeidlich waren) :

An der Wiege der DDR-„Mainframe- Rechentechnik“ und des  ESER- Anteiles der DDR .

Die DDR war unter den nach dem 2. Weltkrieg existenten politischen Rahmenbedingungen nur im Rahmen der Länder des RGW lebens- und  entwicklungsfähig. So wurde 1956 der Regierungs- Beschluss gefasst, im Rahmen des RGW „Ständige Kommissionen" für ökonomische und wissenschaftlich technische Zusammenarbeit in den Bereichen Außenhandel, Elektroenergie, Maschinenbau, Landwirtschaft und der Erdöl/Gasindustrie zu schaffen. 1962 wurde das Spektrum erweitert und die Ständige Kommission 13 für „Radiotechnische und elektronische Industrie" (SKRE) gegründet. In deren Sektion 3, „Messtechnik und elektronische Rechentechnik" begann die mehrseitige Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Rechentechnik, zunächst sehr verhalten.

1964 erhielt die EDVA- Linie der DDR mit dem PB- und MR – Beschluss vom 23.06.1964 / 03.07.64: "Programm von Maßnahmen zur Entwicklung, Einführung und Durchsetzung der maschinellen Datenverarbeitung in der DDR in den Jahren 1964 bis 1970“ starke strategische Wachstumsimpulse.

Gemeinsam mit dem Aufbau von ELREMA wurden auch wesentliche Investitionen in die Zulieferindustrie (z.B.  Halbleiterwerk Frankfurt, Steckverbinder- und Leiterplattenwerk Gornsdorf u.a. ) gestartet, was in der Folge bis ca. 1983/1985 ein Hauptgrund für die hohe Qualität, Liefertreue, Innovationskraft  und  geringe Kooperationsabhängigkeit von Importen des EDVA- Sektors der DDR war.

Dieses „Programm ..“ gab den DDR- Vertretern für die internationalen Kooperationsprogramme kräftigen Rückenwind.

Ein erster wesentlicher Meilenstein für die Rechentechnik der DDR war eine zweiseitige Beratung von Experten der UdSSR und DDR im August 1966 in Erfurt zu Möglichkeiten einer direkten zweiseitigen Zusammenarbeit. Es wurde ein Programm der gemeinsamen Arbeiten zur weiteren Entwicklung der elektronischen Rechentechnik zwischen der UdSSR und DDR abgestimmt und in den Jahren 1967 / 68 zielstrebig verwirklicht.

In der DDR waren zu dieser Zeit bereits Erfahrungen bei der Analyse verschiedener Mainframe- Linien aufgelaufen, bei ELREMA  lief das  Entwicklungsprogramme zur Rechnerlinie „Robotron 300“ ( analog IBM/1400) . Zentrale Aufgabe in der DDR war es gemäß der Industriepolitik unter W. Ulbricht  in dieser Phase, bis 1970 die Datenverarbeitungsanlagen der zweiten Generation R300 zu entwickeln und zu produzieren, sowie effektiv in Wissenschaft und Wirtschaft zu nutzen. Dazu wurden umfassende strukturpolitischen Maßnahmen in der Wirtschaft und in der Wissenschaft festgelegt

Parallel zum nationalen Programm  wurde am 20. Dezember 1968 zwischen der Regierung der UdSSR und der DDR ein zweiseitiges Abkommen über die Zusammenarbeit zur Schaffung eines „Einheitlichen Systems von Mitteln der elektronischen Rechentechnik“ unterzeichnet. Die UdSSR behielt sich jedoch die Option für ein mehrseitiges Regierungsabkommen vor.

Im  Jahre 1967 fanden in der UdSSR umfangreiche Studien im Zusammenhang mit den in der UdSSR bevorstehenden Entscheidungen zur Architektur eines einheitlichen EDV- Systems statt

(siehe auch die angegebenen links zum Überblicksartikel des Generalkonstrukteurs , V.V. Prschijalkowskij )

darunter auch Konsultationen mit ELREMA- Fachleuten in Erdmannsdorf bei  Chemnitz. In diesem Überblick aus UdSSR- Sicht finden sich u.a. folgende  Kernsätze :

„Die Architektur einer EDVA ist nicht patentierungsfähig, patentiert werden kann eine konkrete technische Realisierung.

Alle „Neuheiten“ der /360- Architektur waren .. in verschiedenen Rechnern  der UdSSR bereits realisiert, eine Ausnahme waren die 8Bit- eines Bytes!“( Anm.: welches bislang in der UdSSR- RT nur 7 bit hatte und wodurch alle existenten  Programme und Peripheriegeräte unverändert nicht mehr tauglich waren  ) 

Das Ende aller Diskussionen setzte eine Entscheidung der Kommission für RT der ADW der UdSSR am 27.01.1967 unter AM A.A. Dorodnizyn, der für die (sog.) „Reihe“ die Architektur IBM /360 vorschlug, hauptsächlich zum Zwecke der Nutzung der … vorhanden Anwendungs- Software der Linie /360.  „

Im Vorfeld dieser Ereignisse  waren es auch Fachleute des VEB ELREMA, die bereits 1967 die Systemkonzeption für eine IBM- kompatible EDV-Familie erarbeiteten und gegenüber der UdSSR vertraten. Sie schöpften dabei aus der Konzeption "Robotron 400", die defacto ein Konzept analog zum Projekt "Reihe" der UdSSR war.

1968 fanden in einem Betriebsteil der ELREMA in Erdmannsdorf auch wichtige  bilateralen Gespräche zwischen führenden Vertretern des “Ministeriums für Radioindustrie der UdSSR“ und DDR- Spezialisten zu Fragen einer Entwicklungskooperation bei EDVA und statt. Die DDR- Seite konnte dazu neben systemtechnischen auch überzeugende praktische Erkenntnisse präsentieren. Was damals in Erdmannsdorf  nicht bekannt war: die weitreichende Entscheidung zur Orientierung an der Systemarchitektur des ESER, analog IBM System/ 360 hatte die UdSSR bereits ein Jahr zuvor getroffen, allerdings war sie in der UdSSR noch lange umstritten. Die Geschichte des Ringens in der UdSSR um pro und contra  einer westlichen Architektur kann im Artikel des Generalkonstrukteurs des ESER , V.V. Prschijalkowskij  (UEBERBLICK ESER_VVPr / Gegner der IBM-Architektur machen noch einmal mobil ) nachgelesen werden.

Viele solcher Fakten wurden den DDR- Spezialisten erst nach 1995 bekannt.

Fakt bleibt: Bei der Gründung der Mehrseitigen Regierungskommission Rechentechnik im Dezember 1969 hatten die UdSSR und die DDR eine einheitliche Architektur- Basis- IBM/360, das  ELREMA- Kollektiv eine klare Perspektive.


 

Pioniere des Fachgebietes

Die besonderen Leistungen der Teams und Einzelpersönlichkeiten unseres Fachgebietes erhielten, vor allem während der Zeit des Aufblühens der EDVA- Technologien in der DDR, hohe und höchste staatliche Anerkennungen. 

                                

 

Die an der Spitze großer Einheiten agierenden Personen prägen die Motivation ganzer Betrieb, ihre Qualifikation und ihre Management- Fähigkeiten entscheiden über Effektivität und Ergebnisse der Arbeit. Daher sollen hier (alphabetisch) stellvertretend  für Viele einige Personen besonders  genannt werden, zum Teil in Wiederholung der o. a. Bildunterschriften:

  • Günter Bezold war bei E2 ein besonders anerkannter erfahrener Stratege, der auch im Hintergrund sehr erfolgreich arbeitete konnte. Ihm verdanken wir die Bewältigung vieler schwieriger Situationen und beste Überleitungsarbeit.

  • Heinz Gerschler war der erste Direktor von ELREMA, er wird dank seines Weitblickes und seines Managements bis heute von den ELREMA – und E2-Mitarbeitern hoch verehrt;

  • Wolfgang Häcker war der fachliche Chef der automatisierten Projektierung („maschinelle Unterlagenaufbereitung“ ). Dieses System war immer rechtzeitig aktuell und war ein Faustpfand solider technischer Politik und bester Dokumentation im Hause. NEWA konnten wir nur dank dieses Systems machen.

  • Fritz Jank übernahm als FG- Direktor den Staffelstab von Heinz Gerschler und trug ihn über die Ziellinien der EC 1040, EC 1055 und noch der  EC 1055M. Er trug wesentlich dazu bei , dass die Ergebnisse der ESER- EDVA im Kombinat diese Dimension erhielten.

  • Christine Hinze war im Bereich des Logikentwurfes unserer Zentraleinheiten lange Jahre führend tätig und brachte mit der Leitung des Logik- Entwurfes der EC 1057 all ihr Können und ihre Erfahrung  für ein vorbildliches  Ergebnisse ein.

  • Rolf Kutschbach koordinierte  bei E2 viele IZ- Aufgaben, am wirkungsvollsten war die Arbeit der Analogtyp- Bewertungen, eine strategische Meisterleistung mit viel Nutzen für die DDR.

  • Manfred Landgraf war ein absoluter Profi bei allen kaufmännsichen Themen, der Finanzierung und Planung. Er war seit der VVB DuB im Boot und  bis Ende der 80er Jahre „der“ ökonomische Leiter, dessen Rat galt.

  • Günther Laskowskij war der Komplexthemenleiter mehrerer EDVA- Entwicklungen. Sein Ingenieur – Genie und seine  Management- Fähigkeiten waren ein Fundament- Pfeiler der E2-Entwicklungsarbeiten.

  • Sylvia Lampenscherf war im Team der Betriebssytem- Entwickler eine absolute Spitzenkraft mit Kompetenz und Weitblick. Sie war sowohl  im Bereich der  Betriebssystem- Strategie, der Entwicklung neuer Richtungen , wie z.B. des SVM, aber auch im täglichen Ringen um gute Ergebnisse für viele  Kollegen und Kolleginnen eine Leitfigur. 

  • Walter Münch stand am Start der Architekturorientierung zum IBM Prototyp in der DDR. Walter Münch's Kompetenz und Initiative haben einen hohen Anteil daran, dass die UdSSR sich den DDR- Argumenten zur Prototyp- Orientierung anschloss! Er verantwortete lange Zeit die Systemphilosophie des Hauses  und später vorrangig die Software- Strategie. Sein Engagement für zweiseitige SW-Verträge, Publikationen unserer Arbeit und seine Konsequenz in der Führung von Mitarbeitern waren hoch anerkannt.

  • Dietmar Schwendel war im Konzeptionsbereich für die EDV- Nachfolgegenerationen „der“ Kopf , sein fundamentales Systemwissen zur Architektur verknüpfte er mit der Bewertung neuester Halbleitertechnologie. Seine Arbeit trug wesentlich zum Gate- Array- Programm U5300 bei und beeinflusste die ESER- PC-Arbeiten wesentlich.

  • Reinfried Wetzel war der Guru für die ESER- Elektroniktechnologie. Sein Ingenieurwissen und Talent , gepaart mit Zielstrebigkeit und Kontaktfreude bestimmten unsere Entwicklungen mit.

  • Diethart Wiedemuth erbrachte aus der Vorlaufarbeit wesentliche Impulse für die Planung neuer Produkte. Der frühzeitige Start  der ESER PC- Linie geht wesentlich auf seinen Einfluss zurück.

Es wären hier noch sehr viele Personen zu nennen, die nicht Genannten werden es hoffentlich nachsehen.

Besonders sollen noch einmal die zwei ersten Chefkonstrukteure genannt werden:

  • Dr. Manfred Günter konnte als erster Chefkonstrukteur in der Zeit des Aufschwungs der DDR- Rechentechnik aus dem Ministerium Elektrotechnik/ Elektronik viel „bewegen“ , die DDR- Spezialisten gewannen in dieser Zeit auch international schnell an Ansehen

  • Prof. Dr. Gerhard Merkel übernahm die Nachfolge für weitere Jahre, ab 1980 erhielt er eine andere Aufgabe. (Die Widersprüche und harten Auseinandersetzungen um die Perspektiven der ESER_ Entwicklung der letzten 10 Jahre sind sicher schwer als Außenstehender zu bewerten). 

Durch hohe technische Professionalität und enge Kooperation innerhalb und außerhalb Robotron sicherten Hunderte exzellenter Fachleute das hohe Niveau und  den Bestand der EDVA- Linie. Gemeinsam mit dem Team des Fertigungsbetriebes in Dresden-Gruna gestalteten sie das außerordentlichen Gewicht dieser  Haupterzeugnislinie. Tausende Arbeitskräftejahre wurden F/E-seitig in diese Haupterzeugnislinie investiert .

Das FG Geräte E 2 konnte eine hohe Stabilität seiner Leitungsstruktur bis 1990 sichern, wer Fachmann war, hatte bei E2 immer  Chancen und war anerkannt.

Als besonderes Ergebnis der zähen Anstrengungen um die Gestaltung und Weiterführung der ESER- EDVA- Linie in den Jahren ab 1986 bis 1990 ist das „Überleben“ und die Renaissance des ESER- orientierten großen E2- Kern- Teams nach 1990 im Umfeld der IBM Deutschland zu nennen. Das ist u. E.  ein nachträglicher , wenn auch indirekte;  Nachweis der Effektivität und Qualität der langfristigen Strategie des ESER- Teams, sowie der Kompetenz und Motivation seiner Mitarbeiter.  

 Grundsätze der technischen Politik

 

 Der wissenschaftliche Industriebetrieb „VEB Elektronische Rechen­maschinen“ (ELREMA) in Karl-Marx-Stadt war einer der ersten Einrichtungen zur Verwirklichung der Struktur- Politik der Wirtschaft der DDR auf dem Sektor der Informationsverarbeitung gegründet.

Die erste industrielle Entwicklung – eine EDVA R 300 – war als „rein nationales“ Pro­dukt für den DDR- Binnenmarkt gedacht, systemtechnisch orientiert an einer IBM 1400- Architektur. Ihre Produktion in Radeberg vermittelte allen Beteiligten das Gefühl an die besonderen Anforderungen einer qualitätsgerechten und technologisch tragfähigen Produktion.

Seitens ELREMA wurden im Robotron- Vorfeld  bedeutsame Arbeiten zu den EDVA- Linien R300 (analog IBM 1400) und R21 geleistet .

Nachfolgende Grundsätze der Entwicklungskultur und Produktpolitik waren der Erfolgsgarant von Robotron, vorrangig im Export : 

  • Sicherung der Programm- Kompatibilität der EDVA gemäß im ESER abgestimmtem Original-Operationsprinzipien des Prototyps;

  • durchgängige Beherrschung aller Prozess- Schritte der Entwicklung vom Systemkonzept bis zur logischen Prüfunterlagen-Herstellung durch eigene Fachleute und mit eigenen Entwurfs- und Entwicklungssystemen.

  • Betrieb eines eigenen sehr leistungsfähigen Rechenzentrums für die umfangreichen Rechenleistungen aller Entwicklungsbereiche unter Nutzung der selbst entwickelten Rechnersysteme ; Gewinnung von unmittelbaren "Feed- Back" - Erkenntnissen für die eigenen Arbeiten

  • Durchführung umfangreicher System-Tests inklusive Peripherie des Modellbestandes zur Sicherung höchster Verfügbarkeit und Kompatibilität beim Kunden

  • Strikte Einhaltung der „Allgemeinen technischen Bedingungen des ESER“ , darunter Einhaltung

  • des Einsatzes einer 100%-RGW-Bauelemente-Basis,

  • der E/A-Interface-Steckerkompatibilität

  • der Grundforderungen der ESER-Basiskonstruktion (auf eigenständige Montage-und Wartungsfähigkeit orientiert),

  • der Lager-und Transportklassen des ESER (sehr nahe an analogen Militärstandards der UdSSR- positioniert),

  • maximaler Einsatz modernster DDR-Technologie, bei Verträglichkeit mit den „Allgemeinen technischen Bedingungen“,

  •  nachgewiesene Lauffähigkeit von vergleichbaren IBM- Betriebssystemen!

Der Präsident des ASMW überreicht dem Generaldirektor ds VEB Kombinat Robotron diese Auszeichnung.

Das erste hervorragende Ergebnis der Entwicklungsarbeiten wurde 1974 auf der Leipziger Messe mit einer Goldmedaille geehrt.

 

Der Minister für Radioindustrie der UdSSR, P.S. Pleschakow (Mitte) gibt dem Vorsitzenden des Ministerrates der UdSSR und Politbüromitglied A.N. Kosygin am Stande des DDR-Modelles EC 1055 Erläuterungen; (2. v.r. neben Pleschakow- der Generalkonstrukteur des ESER V.V. Prschijalkowskij) 

 

Die erste internationale Ausstellung der Ergebnisse der Entwicklung des ESER 1979 in Moskau war ein erstrangiges Ereignis.

Organisation der Arbeit und Organigramm des FG E2

Entwicklung von Produkten

 

Die Entwicklung von Produkten erfolgte  prinzipiell in 3 weitgehend selbständigen Säulen:

  • EDVA- Zentraleinheiten, Bedieneinheiten ,Steuergeräte und Test- und Diagnosesoftware
  • ESER- Betriebssysteme
  • Kleine Peripheriegeräte und Arbeitsplatztechnik „außerhalb“ der ESER- Basiskonstruktion und der EDVA- Entwurfstechnologie. 

Die Organisation des FG war bzgl. der Geräte vorrangig und komplex auf den Entwurf, die Entwicklung und Überleitung der Geräte der ESER-EDVA, und die ESER- Systemarbeit ausgerichtet. Alles dafür Erforderliche, mit Ausnahme bestimmter Teile der Fertigungs-Prüf­technik und des Werkzeugbaus für die Serienproduktion, war bei E2 als System orga­nisiert und unterlag der komplexen Planung.

Die Arbeiten an ESER- PC hingegen wurden in den traditionellen Kernbereichen für EDVA- Arbeiten erbracht und konnten weitgehend die hochgradige Professionalität und  Arbeits-Systematik des EDVA- Systementwurfes nutzen, hatten aber nur teilweise maschinelle Unterlagen.

Die Entwicklung von ESER- Betriebssystemen wurde eng mit den Etappen der EDVA- Entwicklung verknüpft, wurde  jedoch von der zweiseitigen  Vertragsarbeit mit der UdSSR stark beeinflusst.

Prozesse, die nicht EDVA- typisch waren und im Wesentlichen die „Gerätetechnik-Entwicklung auf dem Peripheriesektor“ außerhalb der ESER- Basiskonstruktion/ Logikentwurfssystem  betrafen, konnten von dem EDVA- System weniger profitieren.

Entwicklungspläne

gliederten sich in 2 Kategorien –

  • Projekte   auf Ebene des Ministeriums E/E (Themen des  „Staats-Planes W&T“)
  • Projekte (Themen) auf Kombinatsebene

Die Impulse für Projekte kamen zum wesentlichen Teil aus den Entwicklungsprogrammen des ESER /der MRK. Diese wurden zuvor von den DDR- Vertretern in den Spezialistenräten und durch den RCK entworfen und bestätigt. Ein bestimmter Teil der Aufgaben waren Aufträge der Betriebe des Kombinates oder der Leitung des Kombinates, die außerhalb der ESER- Linie lagen.

Die Finanzierung der Projekte erfolgte aus dem Fonds „Wissenschaft und Technik“ des Kombinates, welcher aus dem ökonomischen Ergebnis (Gewinn)  gespeist wurde. Zum Staatsplan erfolgten anteilige zentrale Finanzierungen. Das war jedoch in verschiedenen Etappen unterschiedlich.

Die Management- Struktur  der Projekte

war eine klassische Matrix- Struktur. Die fachliche Verantwortung für ein Projekt hatte ein Komplexthemenleiter, der organisatorisch im zuständigen Fachbereich ( z.B. E23 - Geräteentwicklung Zentraleinheiten) eingebunden war. Er leitete fachlich alle personellen Ressourcen ( Manpower und konkrete Personen) an , die quer über alle Fachbereiche / Abteilungen des Hauses dem Projekt zugeordnet waren .Er verantwortete die Planung und Verwendung der  „materiellen“ Ressourcen, die Einhaltung der Pläne und der Qualität der Arbeit .

Kleinere Projekte wurden vón Themenleitern geführt, deren Befugnisse und Rolle analog waren .

Komplexthemenleiter hatten sehr weitreichende Befugnisse und hatten  in der Praxis einen hohen Status. Komplexthemenleiter (großer Projekte) berichteten  in der fachlichen Linie direkt  an den Direktor des Fachgebietes.

Leitungsmethodik im Fachgebiet

Das Fachgebiet wurde traditionell bis 1990 wie ein wissenschaftlicher Betrieb geführt, dessen Hauptergebniss die positive Produktentwicklung ist.

Im monatlichen Arbeitsplan des Fachgebietes waren vorgesehen:

·         1 oder 2  allgemeine Leistungsberatung mit allen nanchgeordneten Führungskräften

·         ca. 15 Themenrapporte zu den Hauptthemen des Entwicklungsplanes

·         Kontrolle / Approval bestimmter Meilensteine der Produktentwicklung ( Stufe der Entwicklungsnomenklatur)  - jeweils nach Bedarf

·         „Problemberatungen“ zu interessanten strategischen Thematiken- jeweils 1-2 Beratungen monatlich. Problemberatungen konnten auch „Krisenberatungen“ sein.  

Das FG hatte einen Organisationsplan, der dem eines kompletten F/ E- Betriebes entsprach und für die ca. 1350 Mitarbeiter (Stand bis 1987) bzw. ca. 2450 Mitarbeiter (Stand WTZ ab 1987) eine wirkungsvolle Führung ermöglichte.

Als territorial selbstständige Einheit hatte E 2 eigenständige  Betriebsgewerkschafts- und Betriebsparteiorganisationen.

Die Bildung des WTZ und die Hintergründe

Die traditionelle Position des FG "Geräte" als Hauptentwickler und Überleitungspartner für defacto alle bei Robotron produzierten ESER- Geräte kam mit der ideologischen und planungsseitigen Dominanz des sog. "32-Bit Programm" ( siehe dazu ausführlich unter >ZweiArchitekturlinien )

in eine komplizierte Position bzgl. der Perspektive der Entwicklungskollektive und der Unterstützung bei den wichtigsten Technologieträgern der DDR ( Mikroelektronik, Steckverbinder, Leiterplatten). Im Rahmen der ohnehin existenten "technologischen Mauer" für moderne Informatik im RGW wurden durch diese Prioritätensetzung innerhalb der IT-Technik die wenigen Ressourcen zugunsten des 32 Bit- Programms gesteuert. Zudem waren die Kollegen in Dresden nicht zu überzeugen, ihre mit dem ESER nicht verträgliche PC- Linie 71XX einzustellen.

Im ESER wurde ab ca. 1986 zusätzlich zu den Programmen für Zentraleinheiten (Reihe 3 , Reihe 4) große Anstrengungen unternommen, IBM- kompatible Personalcomputer zu entwickeln. Allein die UdSSR hatte dafür einen Bedarf von ca. 1,5 Mio PC im Jahre 1992 geplant ( siehe PC-BedarfUdSSR ) , ansteigend auf ca. 6 Mio (1995) !

Daraus leitete sich für die DDR eine zweite potentielle Exportlinie ab, die organisch eng mit der geplanten Weiterentwicklung der ESER- EDVA ( EC 1150 auf CMOS Gatearray- SK- Basis) verbunden war und dank der starken Position der DDR bei Druckern und 5,25 Zoll FD-Technik eine weitgehend unproblematische Lieferung in großen Stückzahlen versprach.

Während im ESER-Produktionsbetrieb Dresden- Gruna ein enormes Arbeitskraft- Defizit herrschte und mit zwei großen Entwicklungseinheiten ( E2+ E9 ) zwei völlig gegensätzlich orientierte Überleitungspartner disponiert waren, fehlten den großen Robotron- Betrieben in Karl- Marx- Stadt und Sömmerda gravierend Entwickler- und Technologiepotential für deren zielstrebige Entwicklung.

Im Frühjahr 1988 entstanden daher bei E2 in Karl-Marx- Stadt und bei einigen Dresdner Kollegen Überlegungen zur Schaffung eines komplexen Wissenschaftlich- Technischen Zentrums auf der Basis aller im Raum Karl- Marx- Stadt verfügbaren ROBOTRON-Kapazitäten. Der entsprechende Auftrag zur Vorbereitung kann hier nachgelesen werden und erläutert sicher viele Fragen, die bislang nur einem kleinem Kreis von Kollegen von E2 bekannt waren. (siehe Auftrag zur Bildung des WTZ )

Im Kern bezog sich dieser Auftrag also auf Profilierung des wissenschaftlich-technischen Zentrums zur langfristigen Bilanzierung der Erzeugnislinien

  • ESER-Technik (EDVA, PC, Bildschirmtechnik)
  • Speichertechnik (Minifolien- und Streamertechnik)
  • Schaffung von Voraussetzungen zur Systemlösung Geldwirtschaft in Etappen

In der Perspektivplanung 1990-1995 für das Buchungsmaschinenwerk war dann folgerichtig auch die Produktion der ESER- Zentraleinheit EC 1150 vorgesehen, das Buchungsmaschinenwerk sollte 1995 eine Warenproduktion von 1, 8 Mrd DDR- Mark erzielen.

Im Ergebnis der offiziellen Bildung des WTZ Anfang 1989 entstand für ca. 1 Jahr eine leistungsfähige F/E- Einheit mit dem Kern des E2 - Teams. Der Übergangsprozess in die Privatisierung 1990 wurde dann folgerichtig aus dem Raum Karl- Marx- Stadt/ Chemnitz gesteuert und hatte z.B. bzgl. der IBM- Interessen den deutlichen Vorteil einer direkten Partnertschaft ohne einen Einfluss der Dresdner Leitung darauf.

       

 Die wichtigsten Aufgabengebiete/Struktureinheiten :

Struktureinheit

Leiter

Aufgaben

E2

Fritz Jank,

Dr. Günther Weyh ,
Walter Münch,

Dr. Georg Jungnickel

FG-Direktor

Fachbereiche

E21

 

Dr. Kerrin Winkler

Edgar Pätz

Log. Systementwurf , Modellarbeit , Test- RZ , (bis 1981 auch Systemunterlagenentwicklung) 

E22

Dieter Löbig

Geräteentwicklung Peripherie

E23

Peter Moreth

Lothar Fassmann

Geräteentwicklung Zentraleinheiten , Leitung der ZE-  Komplexthemen

E24

Dr. Roland Linke

Automatisierte Entwurfssysteme, maschin. Entwicklungsunterlagen

E25

Alexander Ebert

Materielle Versorgung der Entwicklung, Musterbau, Infrastruktur,

E26

Eberhard Böhme

Informationsdienste und Lizenzen

E27

Wilhelm Markmann

Formgestaltung, Modellbau

E28

Walter Münch

Systemunterlagenentwicklung Betriebssysteme (ab 1981) 

Funktionalbereiche

E2V

Peter. Moreth

Dr. Kerrin Winkler

Stellverteter des FG-Direktor;

Plandurchführung

E2A

Klaus Wagner

Arbeit und Löhne

E2B

Manfred Winkler

Büro und Stab des FG-Direktors

E2C

Rolf Heinze

Koordinierungsbeauftragter

E2D

Dr. Ekkerhard Winkelvoss

Betriebsorganisation

E2P

Werner Hänel

Personalwesen

E2K

Siegfried Scheibe

Buchhaltung

E2W

Manfred Landgraf

Planung

E2Y

Manfred Ludwig

Arbeits- u. Brandschutz-Beauftragter

E2Z

Werner Geissler

ZV-Stab

Erläuterungen:

Im Fachgebiet E2 arbeiteten bis zum Zeitpunkt der Bildung des WTZ (1987) ca. 1300 Mitarbeiter ;

Nach Vereinigung mit den Entwicklungs-, Technologie- und Werkzeugbau-Kapazitäten des VEB Buchungsmaschinenwerk wurde eine erweiterte Fachstruktur gebildet und die E2-Struktur inhaltlich weitgehend ohne Änderungen erhalten. Ab 1987 arbeiteten im WTZ ca. 2450 Mitarbeiter . Alle grau unterlegten Fachbereiche arbeiteten unter Leitung der ZE-Komplexthemen vorrangig an Aufgaben der Zentraleinheit bzw. ESER- EDVA- Kernaufgaben.
Betriebssystem- Entwicklungen hatten eigene Komplexthemen, waren aber eng verzahnt.