ESER -Thema im Politbüro -
die „Schürer/Mittag-Kontroverse"
-
Analysen der DDR- Führung 1988 zur Strategie der Wirtschaftspolitik
Heute findet man zu wichtigen
Dokumenten der Wirtschaftspolitik der SED erstaunlich viele
Dokumente, z.B. sind Vorlagen für das Politbüro 1988 heute interessante
Zeitdokumente, wie besonders die
„Schürer/Mittag-Kontroverse" im SED-Politbüro, 4. Mai
1988.(Quelle: SAPMO-BA, DY 34/13553 auf den Seiten
des Bundesarchive) 1988 war wohl das Schicksals- Jahr für eine
letztmögliche Korrektur der
Wirtschaftspolitik der DDR. Mutige Leute, wie Gerhard
Schürer, waren darum noch bemüht und Intriganten und
Ignoranten torpedierten. Es ist wert, das noch einmal zu
lesen. Nachfolgend
Abschrift
G. Mittag
Berlin, 4.5.1988
V o r l a g e für
das Politbüro des ZK der SED Betr.: Zur Prüfung des
Materials des Vorsitzenden der Staatlichen Plankommission,
Genossen Gerhard Schürer, „Überlegungen zur weiteren Arbeit am
Vorlkswirtschaftsplan 1989 und darüber hinaus"
Beschlußvorschlag: Die Ergebnisse der Prüfung werden
zustimmend zur Kenntnis genommen. [Unterschrift]
Mittag Verteiler: 1.-30. Ex. Büro
des Politbüros 31. Ex. Büro Mittag
__________________________________________________________________________
E. Honecker Berlin, den 4.5.1988
An die Mitglieder und Kandidaten des Politbüros des ZK
der SED
Im Zusammenhang mit der Vorbereitung der
staatlichen Aufgaben zur Ausarbeitung des
Volkswirtschaftsplanes und des Staatshaushaltsplanes für das
Jahr 1989 erhielt ich vom Vorsitzenden der Staatlichen
Plankommission, Genossen G. Schürer, ein Material, das für
mich persönlich bestimmt war. Da es sich um ein Material
handelt, in dem Grundfragen der Politik unserer Partei der
Vergangenheit und der Zukunft gehandelt werden, halte ich es
für erforderlich, dieses Material im Politbüro zu behandeln.
Entsprechend der Bedeutung dieses Materials für die
Ausarbeitung des Volkswirtschaftsplanes 1989 und des
Planansatzes für den Fünfjahrplan 1991 - 1995 habe ich eine
Prüfung des Materials veranlaßt. Die Ergebnisse dieser Prüfung
werden beigefügt. Gleichzeitig wird im Politbüro die
Stellungnahme der Abteilung Planung und Finanzen zu der
Vorlage der Genossen G. Schürer und E. Höfner betreffend die
„Information und Vorschläge zur Arbeit am Entwurf der
staatlichen Aufgaben des Volkswirtschaftsplanes und des
Staatshaushaltsplanes 1989" vorgelegt.
Unterschrift
E. Honecker
Gerhard Schürer
Berlin, 26. April
1988
Überlegungen zur weiteren Arbeit am Volkswirtschaftsplan 1989
und darüber hinaus (
Vorschlag G.Schürer)
Ausgehend von der in der Vorlage der
Staatlichen Plankommission für das Politbüro dargelegten
Situation, daß bei hohen Leistungen der Volkswirtschaft
wichtige Fragen der materiell-technischen Sicherung, der
Versorgung der Bevölkerung und besonders der Zahlungsbilanz
gegenüber dem NSW nicht gewährleistet sind, sollen folgende
Überlegungen zu Lösungen beitragen:
- Die DDR hat sich in Durchführung
der Beschlüsse des XI. Parteitages mit umfangreichen
Investitionen eine bedeutende Basis für die
Mikroelektronik geschaffen und weitere wichtige
Investitionsobjekte, besonders in Jena, Erfurt und Dresden
befinden sich noch in Durchführung.
Gemeinsam mit der UdSSR haben wir uns auf
dem Gebiet der Mikroelektronik eine starke Position im RGW
erarbeitet. Allein im Fünfjahrplanzeitraum 1986 - 1990
investieren wir dafür ca. 15. Mrd. M, darunter ca. 2,5 - 3
Mrd. Valutamark. Weitere rd. 10 Mrd. Mark werden für die
Einführung der CAD/CAM- und Rechentechnik eingesetzt. Für
die Intensivierung der gesamten Volkswirtschaft der DDR
ist das ein entscheidender Faktor. Der Export
elektronischer Erzeugnisse in sozialistische Länder ist
durch das höhere Preisniveau gegenüber den
Weltmarktpreisen zur Zeit rentabel. Auf dem NSW-Markt sind
die Erzeugnisse jedoch nur mit umfangreichen staatlichen
Stützungen zu verkaufen. Entsprechend der
Grundthese, daß jetzt eine „Ehe" zwischen Elektronik und
Maschinenbau entwickelt werden muß, wird eine große Chance
darin gesehen, unsere Elektronik über Maschinenbauexporte
auf den Weltmarkt zu bringen. Das erfordert
jedoch, solche Kombinate wie Werkzeugmaschinenbau,
Textima, Polygraph, Nagema, Medizintechnik, Haushaltgeräte
u.a., die Erzeugnisse mit hoher Exportrentabilität
produzieren, ökonomisch zu stärken. Wir sollten die
Mikroelektronik intensiv weiter entwickeln, modernisieren
und durch Spezialisierung, insbesondere mit der UdSSR, die
Kosten senken. Zunächst sollen aber keine weiteren neuen
Betriebe gebaut, sondern mehr Akkumulationskraft auf die
Kombinate des Verarbeitungsmaschinenbaus gerichtet werden,
die große und effektive Absatzchancen haben und mit
Ausnahme des Werkzeugmaschinenbaus zur Zeit kaum die
einfache Reproduktion realisieren. (Kursiv: G.Ju.] Auch auf
dem Gebiet der Mikrobiologie müssen die
Investitionenobjekte ökonomisch mit den
Weltmarktbedingungen konfrontiert werden. Wir haben z.B.
mit einem Aufwand von 1,6 Mrd. M in Schwedt eine Kapazität
für 40 kt Futterhefe geschaffen, die wir jetzt aus
ökonomischen Gründen nicht voll nutzen. Um 1 Tonne
Futterhefe synthetisch herzustellen, werden im
Nettoaufwand 2 kt Dieselkraftstoff benötigt und darüber
hinaus Phosphorsäure, Energie und Lösungsmittel eingesetzt
mit einem Wert von 960 VM pro Tonne Futterhefe. Der
äquivalente Eiweißfuttermittelimport kostet jedoch pro
Tonne nur 500 - 600 VM, d.h. mit Betreiben der Produktion
müssen wir Valutaverluste in Kauf nehmen. Diese
Entscheidung ist vor langer Zeit getroffen worden, aber
wir müssen daraus Schlußfolgerungen ziehen.
So würde jetzt beim Aufbau einer Anlage für Lysin mit mehr
als 1 Milliarde Aufwand das Lysin mit Kosten von rd. 60 M
pro kg produziert. Der Importaufwand aus Japan beträgt
dagegen zur Zeit 9 VM. Für die Aufnahme der
Produktion von Video-Recordern in der DDR wurde der
Staatlichen Plankommission ein Vorschlag vorgelegt, nach
dem mit einem Aufwand von 460 Mio M die Produktion in der
DDR organisiert und pro Gerät ein Teileimport von 800 VM
1990, 500 VM 1991 und 400 VM 1992 erforderlich wird. Bei
einem vollständigen Import von neuen Geräten würde der
Aufwand 450 - 500 VM pro Gerät ausmachen. Wir arbeiten
jetzt daran, eine Lösung in Kooperation mit der CSSR zu
finden. Unsere Schlußfolgerung muß sein,
jedes Objekt, wie wichtig es auch ist, mit den harten
ökonomischen Bedingungen des Weltmarkts zu konfrontieren.
Nicht nur was, sondern vor allem mit welchen Kosten und
Gewinn etwas produziert wird, ist zur entscheidenden Frage
geworden. Wir sehen das als eine grundlegende Aufgabe für
die Staatliche Plankommission und die Minister, die wir
bisher nicht genügend wahrgenommen haben.
- Sowohl die Staatliche
Plankommission wie jeder Minister und jeder
Generaldirektor müssen nochmals gründlich alle
Investitionen und Kapazitäten durcharbeiten in Richtung
der Stärkung der Zulieferindustrie und zur Gewährleistung
der Verflechtung bei Ablösung von Kapazitätsimporten aus
dem nichtsozalistischen Wirtschaftsgebiet.
Die Kritik des ZK-Plenums an den
unzureichenden Leistungen der Zulieferindustrie sowohl in
der volkswirtschaftlichen Verflechtung wie auch innerhalb
der Ministerien und Kombinaten ist voll berechtigt.
Entscheidend ist, daß wir jetzt die ökonomischen und
materiell-technischen Mittel finden, um diese Situation zu
überwinden. Es wird erforderlich sein, um
dafür materielle Kräfte zu finden, erneut den Beginn
großer Investitionsvorhaben zur Erweiterung der Produktion
von Finalerzeugnissen zurückzustellen. Die Kontinuität der
Produktion wird als größte Leistungsreserve betrachtet und
wird das Arbeitsklima in der DDR weiter verbessern. Auch
die umfangreichen Mehrbestände in der Volkswirtschaft
haben ihre Ursachen meist in gestörten
Kooperationsbeziehungen. Sie stellen brachliegendes
Volksvermögen dar und belasten die Lagerwirtschaft und die
Kosten. Die Fonds zur Lösung der Probleme können jedoch
nicht durch zusätzliche Investitionsforderungen gefunden
werden, sondern durch innere Umstrukturierung der
Investitionen zugunsten von Vorhaben der
Zulieferindustrie. Unter anderem müssen sie dadurch
gefunden werden, daß die produktive Akkumulationskraft
insgesamt weiter gestärkt und Objekte in anderen Bereichen
zurückgestellt werden. Dadurch müssen auch
ökonomische und materielle Ressourcen gefunden werden, um
für dringend herangereifte Fragen wie die Modernisierung
der technischen Basis solche Gebiete schrittweise zu
lösen, die gegenwärtig einen äußerst unrationellen
Ersatzteilbedarf hervorrufen.
- Ein bedeutender und ständig
wachsender Teil unserer Akkumulationskraft ist zur Zeit
mit der Realisierung umfassender Aufgaben auf dem Gebiet
der Energiewirtschaft verbunden. Die Nutzung unserer
eigenen Braunkohle ist und bleibt dabei der wichtigste
Faktor. Obwohl sich die Aufwendung für die
Braunkohleförderung von 11,71 M pro Tonne im Jahre 1981
auf 21,-- M pro Tonne 1990 erhöhen und sich nach 1990 auf
Grund der natürlichen Bedingungen und der notwendigen
Überbaggerung von bebautem Gelände weiter verteuern, ist
und bleibt das unsere kostengünstigste Energiequelle.
Die Notwendigkeit der Überbaggerung stark
bebauten Geländes sollte jedoch noch einmal intensiv
geprüft werden. Die Ergänzung dieser
Energiequelle durch die weitere Ausgestaltung der
Atomenergie ist für die DDR unbedingt notwendig und die
Atomkraftwerke Lubmin und Stendal sollen zügig aufgebaut
werden. Insgesamt müssen wir aber
überlegen, wie noch mehr ökonomische Kraft für die
rationelle Energieanwendung und die verlustarme
Energieumwandlung und -übertragung aufgewendet werden
kann. Dazu muß die Energiewirtschaft selbst Fonds
freisetzen. Zum Beispiel soll in der
nächsten Zeit der Aufbau des Kernkraftwerkes IV und der
Aufbau eines Pumpspeicherwerkes in Goldisthal beginnen,
die mit 10 Jahren Bauzeit und Milliardenaufwand geplant
werden müssen. Die abgeschlossene
Energievereinbarung mit der BRD ermöglicht der DDR
ökonomisch günstige Lösungen der Deckung eines Teils des
Spitzenbedarfs und ihrer Bezahlung mit Grundlastexport.
Vielleicht kann dieser Weg weiter ausgebaut werden, um
insbesondere den Aufbau eines Pumpspeicherwerkes in
Goldisthal mit einem Aufwand von 6 - 7 Mrd. M überhaupt
für einen längeren Zeitraum zurückstellen zu können. Zur
sparsamen Verwendung von Energie sollten auch weitere
ökonomische Maßnahmen in der Volkswirtschaft wirksam
gemacht werden.
- In Durchführung der Beschlüsse
wurde in den letzten Jahren ein umfassendes Programm zur
Ausgestaltung der Hauptstadt Berlin realisiert.
Allein im Zeitraum 1981 - 1988 wurden und werden durch
Baukapazitäten der Bezirke in Berlin insgesamt rd. 12 Mrd.
Bauinvestitionen durchgeführt. Die
Baukapazitäten in der Hauptstadt selbst konnten durch
Bereitstellung von Technik und Ansiedlung von
Arbeitskräften seit 1980 von rd. 2 Mrd. auf 3,3 Mrd.
jährlich erhöht werden. Aus den Bezirken
arbeiten zur Zeit ständig 12 - 13.000 Bauarbeiter und
Montagekräfte in Berlin. Außerdem werden durch
zentralgeleitete Kombinate des Bauwesens jährlich ca. 1
Mrd. Investitionen in Berlin realisiert, wozu weitere 6 -
7.000 Arbeitskräfte eingesetzt sind. Von insgesamt über 6
Mrd. Bauleistungen in Berlin 1988 sind dabei nur rd. 500
Mio für die Industrie eingesetzt. Alle
diese Maßnahmen sind mit umfangreichen Aufwendungen für
die Unterbringung und Betreuung der Arbeitskräfte, für den
Transport von Technik und Baumaterialien, von Prämierungen
und Zusatzzahlungen verbunden. Allein die Mehraufwendung
für den Bauaufwand betragen 400 Mio M/Jahr und die
zusätzlich zu transportierenden Mengen an Baustoffen und
Bauelementen 2,5 Mio t/Jahr. Für die
Ansiedlung von ca. 20 - 25.000 Bürgern aus der DDR
jährlich in Berlin müssen ca. 7 - 8.000 Wohnungen pro Jahr
zur Verfügung gestellt werden, die nicht an die Berliner
Bevölkerung verteilt werden können. Das sind 30% des
Wohnungsneubaus in Berlin. Das Ansteigen
von Dienstleistungs- und Verwaltungspersonal in Berlin ist
verbunden mit einem Rückgang der Produktionsarbeiter in
den Bezirken. Dabei muß beachtet werden,
daß Berlin jetzt durch die Wirkung umfangreicher Maßnahmen
über eine solche eigene Reproduktionskraft der Bevölkerung
verfügt, daß ein Zuwachs der Einwohner und ein Wachsen der
Berufstätigen gewährleistet ist. Bei voller
Anerkennung der Richtigkeit der Beschlüsse zur Stärkung
und Ausgestaltung der Hauptstadt Berlin wäre zu überlegen,
die Rückführung der Baukapazitäten in die Bezirke mit dem
Plan 1989 zu beginnen und bis Ende 1990 abzuschließen,
wobei begonnene Vorhaben fertigzustellen sind.
Der Einsatz zentralgeleiteter
Baukapazitäten in Berlin sollte insbesondere für
produktive Industriebauten erfolgen. In
Berlin selbst würden dadurch bedeutende
Unterkunftskapazitäten frei, Verkehrs- und
Transportentlastungen wirksam und der Ansiedlungsaufwand
könnte vermindert werden. In den Bezirken
könnten die Kapazitäten für dringende Vorhaben bei der
produktiven Akkumulation, zur Weiterführung des
Wohnungsbaus mit geringem Aufwand und für solche Zwecke
wie Entwicklung touristischer Leistungen, örtlicher
Versorgungswirtschaft, Lagerwirtschaft sowie für
Reparaturen und Erhaltungsarbeiten eingesetzt werden.
In diesem Zusammenhang wäre der zeitliche Ablauf der
Erschließung des neuen Wohnbaugebietes in Altglienicke,
die mit hohen Vorausleistungen von Tiefbau (ca. 1 Mrd. M,
Verkehrserschließung usw. verbunden ist, noch einmal zu
prüfen.
- Es sollte die Möglichkeit geprüft
werden, für den Sonderbedarf I (bewaffnete Organe)
ökonomische Fonds maximal in gleicher Höhe wie im Jahre
1988 bereitzustellen. Zur Zeit werden in den Unterlagen
die im Fünfjahrplan für das Jahr 1989 bestätigten Mittel
von den zuständigen Organen vertreten. Das würde eine
Erhöhung von rd. 800 Mio M mit einer Steigerung von 5,4 %
gegenüber 1988 erfordern. Insbesondere sollten die
vorgesehenen Neubeginne bei Bauinvestitionen überprüft und
1989 nicht durchgeführt werden. Dadurch wäre eine
Freisetzung von Investitionen im Umfang von 250 Mio,
darunter 200 Mio Bauanteil, möglich.
Der
geplante Wohnungsbau des Sonderbedarfes sollte dabei in
vollem Umfang durchgeführt werden. Bei speziellen
Erzeugnissen aus der eigenen Produktion sollte das
Wachstum der Bereitstellung von 150 Mio begrenzt werden
und die geforderten Mittel für Preiskorrekturen beim
speziellen Import sollten nicht bereitgestellt werden. Es
wird für notwendig gehalten, dazu einen speziellen
Auskunftsbericht vorzulegen.
- Es wird für dringend notwendig
gehalten, die schnell wachsenden Aufwendungen für die
gesellschaftliche Konsumtion (1986 um 5,2%, 1987 um 5,7%)
auf ein normales Wachstum von 1 - 2% jährlich
zurückzuführen und den Beginn neuer Investitionen im
gesellschaftlichen Bereich zu überprüfen. Auch bei hoher
Dynamik der Einnahmen des Staatshaushaltes steigen die
Ausgaben zur Zeit noch schneller und können in den
Vorausberechnungen zu 1989 in einem Umfang von 8 Mrd. M
nicht gedeckt werden.
Die Aufwendung für
die Bevölkerung aus dem Staatshaushalt entwickeln sich
schneller als das direkte Arbeitseinkommen der Arbeiter
und Angestellten aus Leistungen.
Entsprechend dem Parteiprogramm soll sich „die Erhöhung
des materiellen und kulturellen Lebensniveaus der
Werktätigen auch weiterhin über das Arbeitseinkommen als
wichtigster Einnahmequelle“ vollziehen. Durch die schnelle
Entwicklung der Einkommen aus gesellschaftlichen Fonds
entwickelte sich jedoch der Anteil aus Berufstätigkeit von
54% im Jahre 1985 gegenwärtig rückläufig auf 52% 1990. Die
Zuwendungen für die Bevölkerung aus dem Staatshaushalt für
das Wohnungswesen, Preisstützungen, Tarife, Bildungswesen,
Gesundheitswesen, Kultur, Sport und Erholung haben zur
Zeit ein Entwicklungstempo von 5,4% jährlich und liegen
deutlich über dem Entwicklungstempo des
Nationaleinkommens, des Warenfonds und des Lohnfonds.
Hinzu kommt, daß sich auch beim Arbeitseinkommen das
Verhältnis von Produktivitätssteigerung zu Lohnerhöhung
rückläufig entwickelt hat von 2,05 : 1 im Jahr 1985, 1,38
: 1 1986 bis zu 0,80 : 1 im Jahre 1987. Es wird deshalb
notwendig sein, Maßnahmen zur Zurückstellung von
Investitionen im gesellschaftlichen Bereich, zur
Einsparung von Aufwendungen in der gesellschaftlichen
Konsumtion und zur Erhöhung des Verhältnisses von
Arbeitsproduktivität und Lohn sowie zur Erhöhung der
Lohndisziplin und zur Begrenzung der Ausgabenentwicklung
im Staatshaushalt auszuarbeiten.
- De Überlegungen dieses Materials
stehen im Zusammenhang mit der notwendigen Stärkung der
Außenwirtschaftsbeziehungen der DDR. Im sozialistischen
Wirtschaftsgebiet hat die DDR durch ihre Leistungskraft
eine starke ökonomische Basis. Auf Grund des hohen
wissenschaftlich-technischen Niveaus unserer Erzeugnisse
müßten sowohl die UdSSR als auch andere Länder viele
dieser Erzeugnisse in kapitalistischen Ländern kaufen,
wenn wir sie nicht liefern würden. Wir müssen deshalb aus
diesen Qualitätsvorteilen und dem Export von know-how und
Software sowie anderen immateriellen Leistungen
ökonomische Kraft gewinnen.
Diese Waren und
Leistungen können auch in wachsendem Maße als Äquivalent
zur Sicherung des Rohstoffimportes ohne
Investitionsbeteiligung verhandelt werden.
Die DDR hat es im Zeitraum 1975 - 1985
möglich gemacht, den durch Preisexplosion auf den
Weltmärkten bei Rohstoffen, insbesondere für Erdöl und
Erdgas aus der UdSSR, entstandenen Minus-Saldo durch hohe
Exportleistungen abzubauen. Der Import aus
der UdSSR hat sich z.B. 1975 - 1985 auf 245 % erhöht. aber
zu vergleichbaren Preisen nur auf 107%. Von einem
Gesamtimportvolumen von 260 Mrd. VGW in diesem Zeitraum
waren 145 Mrd. VGW nur Preissteigerungen.
In unserem Export mußten wir das jedoch mit mehr Ware
bezahlen. Die von uns dabei erzielten Preissteigerungen
stehen in erster Linie im Zusammenhang mit der Erhöhung
der Gebrauchswerte entsprechend dem
wissenschaftlich-technischen Prozeß. Mit den Veränderungen
der Erdöl- und Erdgaspreise im Import aus der UdSSR kommt
die DDR schrittweise (entsprechend dem
RGW-Preisbildungsprinzip) in eine günstige Lage und wird
in den gegenwärtigen Handelsbeziehungen 1991 - 1995 von
dieser neuen Basis ausgehen können. Unsere
Aufgabe ist es, aus diesen ökonomischen Veränderungen neue
Kraft zu gewinnen für die weitere Entwicklung der
Wirtschaftsbeziehungen mit der UdSSR und den anderen
sozialistischen Ländern und für die Abarbeitung von
Verpflichtungen im nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet.
Im Zusammenhang mit den vorher vorgeschlagenen Maßnahmen
sollten wir vor allem die schrittweise Ablösung der
Leistungsimporte aus sozialistischen Ländern anstreben.
Diese sind mit einem hohen Aufwand pro Arbeitskraft (60 -
70.000 M/a) verbunden und allein die Leistungsimporte aus
der VR Polen verlangen gegenwärtig zur Bezahlung einen
Export von 1 Mrd. Ware pro Jahr. Im
nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet müssen durch
Ausgestaltung der Exportstruktur, Erhöhung der
Devisenrentabilität, hohe Dynamik im Export und durch
Importablösung weitere Wege gegenüber den jetzigen
Berechnungen der Zahlungsbilanz erschlossen werden.
Dazu ist eine prinzipielle Wende zum NSW-Export notwendig.
Das Wachstum des NSW-Exports und seine Rentabilität muß in
der Volkswirtschaft dauerhaft einen höheren Stellenwert
erhalten. Besonders für die exportrentabelsten Erzeugnisse
in der metallverarbeitenden Industrie ist ein
kontinuierlicher Exportwachstum von Jahr zu Jahr Bedingung
für die Lösung der Probleme der Zahlungsbilanz.
Der Maschinenbau und die Elektrotechnik müssen wieder
mindestens einen NSW-Exportanteil von 30 % erreichen.
Investitionen müssen in stärkerem Umfang
zahlungsbilanzwirksam eingesetzt werden. Die Untersetzung
des NSW-Exports mit absatzfähigen Waren muß mit Vorlauf
gewährleistet werden. Mit gleich hoher
Rangigkeit sind Ablösemaßnahmen für den Import aus dem NSW
durchzuführen. Das betrifft in besonderem Umfang
diejenigen Importe, die zur Zeit wegen nicht ausreichender
Kapazität der DDR als sogenannte Kapazitätsimporte
durchgeführt werden müssen. Die Lösung der
Aufgaben zur Gewährleistung der Zahlungsbilanz mit dem NSW
durch hohe Exportsteigerung und Rentabilität sowie durch
Importablösung sollte ein Hauptziel der Maßnahmen sein,
die in diesem Material vorgeschlagen werden.
- Die
Politik der stabilen Verbraucherpreise für den Grundbedarf
der Bevölkerung für Mieten, Tarife, Bildungs- und
Gesundheitswesen sowie Kultur sind eine große
Errungenschaft der Politik der Hauptaufgabe und findet in
der Bevölkerung und international große Anerkennung.
Zugleich gibt es jedoch ökonomische Probleme, deren Lösung
Verständnis und Unterstützung durch die Bevölkerung finden
könnte:
- Die Subventionen für niedrige
Mieten sollten beibehalten, jedoch an ein Normativ des
Wohnraumes gebunden werden, den die Bürger in Anspruch
nehmen. Dabei sollte als „unterlegter Wohnraum" das
Prinzip gelten, 2 Zimmer mehr als Personen im
Haushalt. Das heißt, für unterbelegten Wohnraum ist
dann für einen Raum - und für jeden weiteren Raum -
mehr Miete zu zahlen oder ein Wohnungstausch
vorzunehmen. Nach vorliegenden Angaben sind
gegenwärtig ca. 600.000 Wohnungen „unterbelegt".
Diese Maßnahme würde bei vielen
Menschen Verständnis und Unterstützung finden und
helfen, das Wohnungsproblem insbesondere für
kinderreiche Familien und junge Menschen schneller zu
lösen.
- Für den Energieverbrauch sollte ein großzügiges
Normativ festgelegt werden, in dessen Rahmen die
staatlich gestützten Preise bestehen bleiben. Darüber
hinausgehender Verbrauch von Bürgern sollte mit
höheren Preisen bezahlt werden. Das würde helfen,
Energie zu sparen und staatliche Subventionen zu
begrenzen.
- Es sollte überlegt werden, die
Subventionen auf den Gebieten zu beseitigen, die nicht
mit der Gewährleistung der Grundbedürfnisse der
Bevölkerung verbunden sind, wie z.B. für Bungalows,
Fertigteilhäuser, PKW-Anhänger, Ruder- und Faltboote,
Fest- und Scherzartikel, Blumen und Zierpflanzen,
Wildfleisch und Pilze sowie für Baumaterialien wie
Zement, Dachbeläge, kleinformatige Baustoffe und
Fliesen, Holzfenster, Bauholzerzeugnisse und Baukalk.
Überprüft werden sollten auch die Preise bei
Kleineisenwaren, die zu einem Hemmnis geworden sind
für die Entwicklung der Produktion der „1000 kleinen
Dinge".
Allein die Subventionen für
Blumen und Zierpflanzen betragen z.B. rd. 450 Mio M im
Jahr. Diese Maßnahme könnte verbunden werden mit einer
Einschränkung des Kaufs von Blumen aus staatlichen
Mitteln und einem höheren Angebot für den privaten
Kauf durch die Bevölkerung.
- Ein wachsendes Problem sind die Subventionen für
Kindererzeugnisse und ihr steigender internationaler
Abkauf. Trotz bedeutender Steigerung der Produktion
und des Imports kann der Bedarf nicht befriedigt
werden. Die Beseitigung der Subventionen von ca. 1,2
Mrd. jährlich wäre für die Volkswirtschaft der DDR und
ihre Bürger von Vorteil, selbst wenn wir das
Kindergeld um 1,5 Mrd. erhöhen würden.
- Da in
den letzten Jahren die Kaufkraft ständig schneller
gewachsen ist als der Warenfonds, sollten auch noch
Maßnahmen der Kaufkraftbindung geprüft werden.
- Eine wichtige Maßnahme könnte
sein, trotz der angespannten Zahlungsbilanz jährlich
50 Mio VM für den Import hochwertiger technischer
Konsumgüter über die Steigerung des eigenen Angebotes
hinaus einzusetzen, die auf dem Weltmarkt billig
erworben und auf dem Binnenmarkt mit hohen Preisen
verkauft werden können. Damit könnte jährlich eine
Kaufkraft von 500 - 600 Mio abgeschöpft und das
Angebot auf dem Binnenmarkt bereichert werden. Zum
Beispiel würde ein Import von 40.000 Videogeräten ca.
20 Mio VM kosten und könnte im Inland Kaufkraft von
200 - 250 Mio M binden.
- Es sollte geprüft werden, ob
Einzelhäuser und Villen aus dem staatlichen bzw.
kommunalen Besitz in verstärktem Maße an die Nutzer
verkauft werden.
Es ist zugleich
notwendig, den Anteil der
Arbeiterwohnungsbaugenossenschaften am
Gesamtwohnungsbau, der gegenwärtig unter der
Zielstellung des Parteitages liegt, weiter zu erhöhen
(Zielstellung des Parteitages 42,5 - 45 %, bisher
erreicht 34,6 %).
- Der Exquisithandel sollte weiter dynamisch
entwickelt werden durch den Verkauf hochwertiger
eigener DDR-Produkte und die Einbeziehung planmäßiger
Importwaren in den Exquisithandel.
Bei allen
vorgenannten Überlegungen und Vorschläge handelt es sich nicht
um abgestimmte Maßnahmen, sondern um Gedanken, die der
Erörterung bedürfen.
Quelle: SAPMO-BA, DY
34/13553.
[Günter Mittag]
Berlin, 3.5.1988
Zur Prüfung des
Materials des Vorsitzenden der Staatlichen Plankommission,
Genossen Gerhard Schürer, „Überlegungen zur weiteren
Arbeit am Volkswirtschaftsplan 1989 und darüber hinaus"
(
Prüfungsergebnisse )
Die weitere erfolgreiche Verwirklichung der Beschlüsse des XI.
Parteitages der SED und die Durchführung der dazu vom
Generalsekretär des ZK der SED, Genossen Erich Honecker, auf
der Beratung mit den 1. Kreissekretären am 12. Februar 1988
gegebenen grundlegenden Orientierungen erfordern für die
Vorbereitung, Ausarbeitung und bewährte demokratische
Diskussion des Volkswirtschaftsplanes und des
Staatshaushaltsplanes 1989 dementsprechende staatliche
Aufgaben.
In dem im Zusammenhang mit der Vorlage für
das Politbüro zum Plan 1989 von Genossen Schürer dem
Generalsekretär des ZK der SED, Genossen Erich Honecker,
vorgelegten Material wird eine Reihe von grundsätzlichen
Fragen der bisherigen Durchführung der Politik der Partei und
der zukünftigen Aufgaben dargelegt. Es sind keine
beschlußreifen Vorschläge für die Bilanzierung der staatlichen
Aufgaben zum Volkswirtschaftsplan 1989 enthalten, obwohl in
den vorgelegten staatlichen Aufgaben das für möglich gehaltene
Volumen an produziertem Nationaleinkommen und das andererseits
zur Verwendung vorgesehene Nationaleinkommen in einer
Größenordnung von 8 Milliarden Mark noch nicht bilanzieren.
Diesen Überlegungen des Genossen Schürer zu folgen
würde bedeuten, in einem umfassenden Maße Beschlüsse des VIII.
Parteitages und des XI. Parteitages der SED in Frage zu
stellen und somit die Einheit von Wirtschafts- und
Sozialpolitik. Das Material geht nicht konsequent aus von der
ökonomischen Strategie des XI. Parteitages der SED; sie wird
überhaupt nicht erwähnt. Das Material stellt grundsätzliche
Entwicklungsrichtungen der Produktion und von Wissenschaft und
Technik zum Teil in Frage und enthält Vorschläge, dieses Tempo
durch keinen weiteren Neubau von Bauelementefabriken zu
bremsen. Gleichzeitig werden auf wichtigen Gebieten der
Energiewirtschaft Fragen behandelt, die zum Teil für den Plan
1989 und 1990 nur insoweit Aktualität haben, daß die
Staatliche Plankommission Varianten ausarbeiten, Berechnungen
vornehmen und die Effektivität ermitteln muß, wozu sie nach
ihrem Statut verpflichtet ist.
Weiterhin wird in dem
Material eine Fülle von Vorschlägen zu Preisänderungen auf den
verschiedensten Gebieten für Konsumgüter, Veränderung von
Energiepreisen, von Mietpreisen für bestimmte Wohnräume
unterbreitet, das heißt zu Fragen der Sozialpolitik unserer
Partei und des Staates, die mit einer großen Massenwirksamkeit
verbunden sind und die nach Meinung des Genossen Schürer
„Verständnis und Unterstützung durch die Bevölkerung finden"
könnten.
Darüber hinaus wird Stellung genommen zum
Aufbau der Hauptstadt der DDR, Berlin, wobei einseitig die
teilweise erhöhten Kosten hervorgehoben werden und nicht die
große politische, soziale und kulturelle Entwicklung Berlins
als Hauptstadt. Durch das Politbüro wurde bereits entschieden,
daß die FDJ-Initiative Berlin im Jahre 1990 beendet wird.
Die Prüfung der in den „Überlegungen ..." enthaltenen
einzelnen Fakten ergibt:
- Die
Durchführung der Beschlüsse des XI. Parteitages zur
Errichtung einer bedeutenden Basis der Mikroelektronik
mit Hilfe von Investitionen bedeutet für die DDR eine
strategische Aufgabe ersten Ranges. Für eine erfolgreiche
Entwicklung des Sozialismus in der DDR, die gegenwärtig
bereits 50 Prozent ihres Nationaleinkommens über Export
und Import realisiert, gewinnt künftig die Produktion von
Maschinen und Ausrüstungen, die dem
wissenschaftlich-technischen Höchststand entsprechen und
die mit der Mikroelektronik untrennbar verbunden sind,
noch größere Bedeutung. Die erfolgreiche Fortsetzung des
Kurses der Hauptaufgabe in ihrer Einheit von Wirtschafts-
und Sozialpolitik wird von der Lösung der Aufgaben auf dem
Gebiet der Mikroelektronik entscheidend bestimmt werden.
Auf der Beratung mit den 1.
Kreissekretären betonte der Generalsekretär des ZK der
SED, Genosse Erich Honecker, die Lebensnotwendigkeit der
Mikroelektronik für die DDR. Er sagte: „Angesichts der
Anforderungen des Jahres 1988 kann niemand mehr daran
zweifeln, wie richtig, ja lebenswichtig die konsequente
Entscheidung unserer Partei für die Mikroelektronik war.
Ohne die eigene Basis, die mittlerweile geschaffen wurde,
hätte unser Land keine Chance, im Wettlauf mit der Zeit
Schritt zu halten. Ja, heute müssen wir Tempo zulegen,
weil die internationale Entwicklung der Produktivkräfte
sich weiter beschleunigt. Das Weltniveau befindet sich in
ständiger, rascher Bewegung. Als entwickeltes
sozialistisches Industrieland mit einem beträchtlichen
Lebensstandard bleibt der DDR keine Wahl, als sich dabei
im Vorderfeld zu halten, will sie ihren sozialen und
gesellschaftspolitischen Handlungsraum behaupten und ihre
Position auf den Weltmärkten ausbauen."
Die vor wenigen Tagen vom Politbüro des ZK
der KPdSU veröffentlichten Beschlüsse zur Entwicklung der
Mikroelektronik sind unseres Erachtens Ausdruck weiterer
erforderlicher Schlußfolgerungen, um diese
Schlüsseltechnologie zur vollen Anwendung zu bringen.
In den „Überlegungen ..." wird dargelegt,
daß der Export elektronischer Erzeugnissen in
sozialistische Länder durch das hohe Preisniveau gegenüber
dem Weltmarkt zur Zeit rentabel sei. Dazu ist
festzustellen: Der Export elektrotechnischer Erzeugnisse
in das sozialistische Wirtschaftsgebiet ist nicht
schlechthin rentabel, sondern weist im Durchschnitt des
Jahres 1988 eine Exportrentabilität von 1,33 aus. Das
bedeutet, daß beim Export zu Preisen der DDR im Werte von
100 Mark Erlöse im Außenhandel von 133 Mark erzielt
werden. Damit wird ein Nationaleinkommensgewinn für die
DDR von 33,- Mark erreicht. Bei der Größe des Exports der
DDR im Jahre 1988 in das sozialistische Wirtschaftsgebiet
an elektrotechnischen Erzeugnissen in Höhe von 11,4
Milliarden Mark sind das 2,8 Milliarden Mark
Nationaleinkommen, das für die Verwendung im Inland
eingesetzt werden kann. Im Jahre 1987 wurde allein beim
Export der Elektrotechnik/Elektronik in die UdSSR bei
einer Exportrentabilität von 1,45 für die Verwendung von
Nationaleinkommen in der DDR ein Volumen von 1,8
Milliarden Mark realisiert.
Bei einzelnen Erzeugnissen wurden im
Export in das sozialistische Wirtschaftsgebiet 1987
Exportrentabilitätsraten erzielt, die einen hohen Gewinn
an Nationaleinkommen für die DDR bedeuten. Das betrifft
zum Beispiel:
- Elektronische
Datenverarbeitungsanlagen vom Kombinat Robotron
Exportrentabilität: 4,42; Exportgewinn
für die DDR: 751,5 Millionen Mark
- Integrierte Schaltungen vom
Kombinat Mikroelektronik
Exportrentabilität: 2,02 ;Exportgewinn
für die DDR: 94,7 Millionen Mark
Da die DDR einen Vorlauf bei der
Herstellung von mikroelektronischen Erzeugnissen besitzt, wird
sie auch künftig bei entsprechender Senkung der Kosten
mikroelektronische Erzeugnisse an sozialistische Länder mit
einem Gewinn an Nationaleinkommen für die DDR verkaufen
können. All das spricht dafür, die Durchführung der geplanten
und beschlossenen Aufgaben zur Steigerung hochwertiger
mikroelektronischer Erzeugnisse für den Einsatz in der
Volkswirtschaft der DDR und für den Export weiterhin als
erstrangig in der Tätigkeit der staatlichen Organe und in der
politisch-ideologischen Arbeit zu betrachten.
Zu der Feststellung in den „Überlegungen ...",
daß die Erzeugnisse auf dem NSW-Markt nur mit umfangreichen
Stützungen zu verkaufen sind, ergibt die Prüfung: Der
Volkswirtschaftsplan 1988 sieht eine Exportrentabilität des
Bereiches Elektrotechnik/Elektronik im NSW-Export von 0,95
vor. Bei den bisher abgeschlossenen Exportverträgen für das
Jahr 1988 wird diese Exportrentabilität erreicht.
Dabei gibt es Erzeugnisse, die mit einer guten
und zum Teil hohen Exportrentabilität verkauft werden können
und das in der DDR verfügbare Nationaleinkommen vergrößern.
Das betrifft zum Beispiel:
- Mikrolithografische Geräte:
Exportrentabilität = 2,94
- Technologische
Spezialausrüstungen für passive Bauelemente:
Exportrentabilität = 1,84
Andererseits gibt es Erzeugnisse, die
gegenwärtig in das nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet
exportiert werden, die eine niedrige Exportrentabilität haben
und somit das verfügbare Nationaleinkommen der DDR schmälern.
Das betrifft zum Beispiel:
- Schreibgeräte mit
elektronischen Zusatzeinheiten -Exportrentabilität = 0,56
- Sofortkorrekturmaschinen mit
internem Textspeicher-Exportrentabilität = 0,63
Die konkrete Übersicht zeigt, daß
bestimmte Darlegungen über die Rentabilität nicht zutreffend
sind. Der Bedarf an elektronischen Bauelementen für die eigene
Produktion und für den Export wächst in hohem Maße.
Gegenwärtig wird das Tempo der Produktion gesteuert durch die
Belieferung mit elektronischen Bauelementen.
Wir sehen
die Aufgabe darin, daß bei der weiteren Arbeit an den
staatlichen Aufgaben zur Ausarbeitung des
Volkswirtschaftsplanes 1989 durch die Staatliche
Plankommission in Zusammenarbeit mit den Ministerien für
Außenhandel und Elektrotechnik/Elektronik ausgehend von den
konkreten Produktions- und Realisierungsbedingungen eine
Optimierung vorgenommen wird. Es sollte konkret vorgeschlagen
werden, welche Erzeugnisse in stärkerem Umfang produziert und
im NSW-Export angeboten werden, um das in der DDR verfügbare
Nationaleinkommen zu vergrößern. Andererseits ist zu prüfen,
in welchem Umfang und bei welchen Erzeugnissen es konkret 1989
möglich ist, ihren Verkauf im NSW einzuschränken, um bisherige
Verluste an Nationaleinkommen für die DDR zu vermeiden. Diese
Aufgabe ist mit Maßnahmen zur Erhöhung der Effektivität und
zur Senkung der Produktionskosten zu verbinden.
In den
„Überlegungen ..." wird auf Seite 2 eine große Chance darin
gesehen, unsere Elektronik über Maschinenbauexporte auf den
Weltmarkt zu bringen. Das ist eine Aufgabenstellung des XI.
Parteitages. Die in den „Überlegungen ..." damit verbundene
Forderung, „solche Kombinate wie Werkzeugmaschinenbau,
Textima, Polygraph, Nagema, Medizintechnik, Haushaltgeräte
u.a., die Erzeugnisse mit hoher Exportrentabilität
produzieren, ökonomische zu stärken", ist richtig.
Es
ist Aufgabe der Staatlichen Plankommission, mit den
staatlichen Aufgaben zur Ausarbeitung des Planes 1989 dazu
konkrete Vorschläge zur Beschlußfassung zu unterbreiten.
Wir sehen es zum Beispiel für den Export in die UdSSR als
eine konkrete Aufgabe für das Jahr 1989 an, den hohen Anteil
von Kombinaten des Maschinenbaus und der Elektrotechnik
auszubauen und den Export von Erzeugnissen mit über dem
Durchschnitt liegender Rentabilität überdurchschnittlich zu
steigern.
|
Rentabilität gegenüber
Betriebs-Preis 1987
|
Überschuß Valutaerlös
|
Nagema
|
1,83
|
207 Mio
M
|
Fritz
Heckert
|
1,48
|
367 Mio
M
|
Umformtechnik Erfurt
|
1,44
|
315 Mio
M
|
7.
Oktober
|
1,36
|
212 Mio
M
|
Textima
|
1,30
|
184 Mio
M
|
TAKRAF
|
1,31
|
316 Mio
M
|
Carl
Zeiss
|
1,28
|
251 Mio
M
|
Polygraph
|
1,27
|
85 Mio
M
|
Für eine Vielzahl von
Erzeugnissen aus diesen Kombinaten hat die UdSSR einen hohen
Bedarf, den die DDR bisher nicht befriedigen kann. Wir halten
es für erforderlich, daß in den staatlichen Aufgaben für 1989
und darüber hinaus bis 1995 für diese und andere Kombinate mit
hoher Rentabilität aufbauend auf der Analyse der
voraussichtlichen Nachfrageentwicklung vorgesehen wird, ihren
Export maximal zu erhöhen und das materiell-technisch zu
sichern.
Genosse Schürer kommt in seinen „Überlegungen
..." auf Seite 2 zu der allgemeinen Schlußfolgerung, durch
Spezialisierung auf dem Gebiet der Mikroelektronik -
insbesondere mit der UdSSR - die Kosten zu senken.
Es
bleibt offen, wo konkret und was weiter spezialisiert werden
sollte. Die Prüfung ergibt: Zu der bisherigen Zusammenarbeit
zwischen der DDR und der UdSSR auf dem Gebiet der
Mikroelektronik und der elektronischen Rechentechnik hat sich
im Ergebnis der mehrjährigen Zusammenarbeit ein hoher Grad der
Verflechtung herausgebildet. Eine Übersicht über diese
umfangreiche Spezialisierung und Zusammenarbeit ist in dem vom
Generalsekretär des ZK der SED, Genossen Erich Honecker, an
den Generalsekretär der ZK der KPdSU, Genossen Michail
Gorbatschow, im Mai 1987 übergebenen Material zur
wissenschaftlich-technischen und ökonomischen Zusammenarbeit
zwischen der DDR und der UdSSR bis 1990 und darüber hinaus
enthalten. Eine Darstellung ist als Anlage 1 beigefügt.
Anfang dieses Jahres wurde zum Abkommen Mikroelektronik
die Arbeitsteilung bei der Entwicklung von technologischen
Spezialausrüstungen für die Produktion von
256-Kilobit-Speicherschaltkreisen und
1-Megabit-Speicherschaltkreisen vereinbart. Dem Protokoll
liegt zugrunde, daß von 84 zur Entwicklung und Produktion des
1-Megabit-Speichers notwendigen Ausrüstungstypen die DDR 29
Typen und die UdSSR 33 Typen entwickelt und produziert. Für 7
Typen haben andere RGW-Länder im Rahmen der mehrseitigen
Spezialisierung die Entwicklung übernommen.
Im
Zusammenhang mit der intensiven Entwicklung der
Mikroelektronik und mit der Spezialisierung insbesondere mit
der UdSSR, schlägt Genosse Schürer auf Seite 2 der
„Überlegungen ..." vor, zunächst keine weiteren neuen Betriebe
zu bauen, sondern mehr Akkumulationskraft auf die Kombinate
des Verarbeitungsmaschinenbaus zu richten.
Wir halten
es für unverständlich und für falsch, einseitig die weitere
Entwicklung der Mikroelektronik zu Gunsten des
Verarbeitungsmaschinenbaus einzuschränken.
Alle
Erfahrungen und Zukunftsabsichten moderner Industriestaaten
laufen darauf hinaus, alle Möglichkeiten der Investitionskraft
der Volkswirtschaft auf die Entwicklung der Mikroelektronik zu
konzentrieren. In der DDR ist diese Aufgabe und die
Entwicklung des Verarbeitungsmaschinenbaus bei Wahrung der
planmäßig-proportionalen Entwicklung der Volkswirtschaft zu
gewährleisten.
Bei der in den „Überlegungen ..."
geäußerten Auffassung, keine neuen Betriebe für die
Mikroelektronik zu bauen, gilt es auch solche Gesichtspunkte
zu beachten:
- Die DDR mußte in den letzten 6 Jahren aus dem NSW
nach Angaben des Ministers für
Elektrotechnik/Elektronik elektronische Bauelemente im
Werte von 481,4 Millionen VM importieren.
- Entsprechend dem
Ministerabkommen über die Spezialisierung und
Kooperation von Erzeugnissen der Mikroelektronik sind
für den Zeitraum 1986 bis 1990 folgende gegenseitigen
Lieferungen von Bauelementen und Keramikgehäusen
zwischen der DDR und der UdSSR vereinbart:
Lieferungen der UdSSR: 4,9 Milliarden M/VGW
Lieferungen der DDR: 1,3 Milliarden M/VGW.
- Im Jahre 1987 hat die DDR ihre Verpflichtungen
erfüllt. Die UdSSR war nicht in der Lage, ihre
Verpflichtungen voll einzuhalten. Bei einer im
Jahresprotokoll 1987 durch die UdSSR übernommenen
Verpflichtung zur Lieferung von Bauelementen im Umfang
von 607,1 Millionen M/VGW wurden 362,9 Millionen M/VGW
geliefert.
- Für das Jahr 1988 schlagen jetzt die Genossen
Schürer und Meier vor, zur materiell-technischen
Sicherung der Produktion insbesondere von Erzeugnissen
der Elektrotechnik/Elektronik außerplanmäßig
elektronische Bauelemente für 59,4 Millionen VM aus
dem NSW zu importieren.
Generell ist es richtig, daraus
Schlußfolgerungen zu ziehen. Was die Schlußfolgerung konkret
für diese Fabrik betrifft, müßte von der Staatlichen
Plankommission und dem Minister für Chemische Industrie
vorgelegt werden, welche Kapazitäten bei Schließung der Fabrik
frei werden, welche Produktion mit diesen Kapazitäten möglich
wäre und welcher ökonomische Effekt damit im Inland bzw. beim
Export erzielt werden könnte. Dazu gehört auch, womit die dann
erforderlichen Importmittel erwirtschaftet werden können.
Im weiteren konzentrieren wir uns
auf Aussagen zu Gewicht und Strategie auf dem Gebiet der Mikroelektronik/ Rechentechnik
. Der gesamter Text der Stellungnahme von G. Mittag kann
hier
abgerufen werden.
**********
Anlage 1 der Stellungnahme von
G.Mittag: (Die
Kopfnoten betreffen
die
angefügten Kommentare )
1.
Mikroelektronik
Auf dem Gebiet der Mikroelektronik hat sich im
Ergebnis der mehr als 15 jährigen Zusammenarbeit
(1) ein
hoher Grad der Verflechtung bei der Entwicklung und
Produktion von mikroelektronischen Bauelementen und
ihrer Produktion herausgebildet.
In den letzten Jahren wurde die Hauptrichtung der
wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit bestimmt
durch die gemeinsame bzw. arbeitsteilige Entwicklung
der Mikroelektronik als der übergreifenden
Schlüsseltechnologie und die Produktion neuer
Generationen von integrierten Schaltkreisen,
darunter Speicherschaltkreisen und Mikroprozessoren
sowie technologische Spezialausrüstungen für ihre
Produktion.
Die DDR konzentrierte sich dabei auf die Entwicklung
fotolithografischer Ausrüstungen zur Bedarfsdeckung
der Halbleiterindustrie der DDR und der UdSSR und
auf das Gebiet der analogen Schaltkreise,
insbesondere für die Produktion moderner
elektronischer Konsumgüter. Zur Erfüllung der
Verpflichtungen wurden in der DDR mit hohem
materiellen und personellen Aufwand die Kapazitäten
in der Forschung und Entwicklung sowie Produktion
modernisiert und erweitert. Auf dieser Basis wurden
überdurchschnittliche Steigerungen der gegenseitigen
Lieferungen von elektronischen Bauelementen und
technologischen Spezialausrüstungen erreicht.
Im Rahmen des Regierungsabkommens
"Mikroelektronik" steht die Entwicklung und
Einführung neuer Basistechnologien zur Beherrschung
immer geringerer Strukturbreiten integrierter
Schaltkreise im Mittelpunkt.
1986 und 1987 wurden in der Zusammenarbeit folgende
wesentliche Ergebnisse erreicht:
-
Zur Beherrschung einer Strukturbreite bis 1,5 µm
wurden 1986/87 bedarfsdeckende Lieferungen
(2) bei fotolithografischen Ausrüstungen
erreicht, wie
Elektronenstrahl-Bearbeitungsanlagen ZBA 20,
automatische Überdeckungsrepeater AÜR,
Rasterelektronenmikroskope ZMR 20,
fotolithografische Kontrollgeräte BMG 160 und
SVG 160.
-
Als Bestandteil einer Versuchslinie (System A)
zur Erprobung und Vervollkommnung der
Technologie für die Fertigung von 256 KBit-Speicherschaltkreisen werden 1987 in der
DDR die Ausrüstungen für das Teilsystem zum
Beschichten, Entwickeln und zur Wärmebehandlung
des Fotolacks, Ausrüstungen für die chemische
Beschichtung der Typen IICVD 52 und IICVD 55
sowie eine Anlage für die Hochdruckreinigung in
der Entwicklung abgeschlossen und erste
Ausrüstungen geliefert.
-
Die Entwicklung eines 64-KBit-dynamischen
Schreib- und Lesespeichers wurde 1986 in der DDR
abgeschlossen; die Serienproduktion begann 1987.
Gleichfalls erfolgt im Jahr 1987 der Abschluss
der Entwicklung eines 256-KBit-dynamischen
Schreib- und Lesespeichers, dessen Produktion
1988 erfolgen wird
-
Das Mikroprozessorsystem K 1810
(3) der UdSSR wird
durch die Entwicklung von Zusatzschaltkreisen in
der DDR erweitert, damit werden neue
Anwendungsgebiete erschlossen.
-
Für eine neue Generation von Farbfernsehgeräten
mit erhöhtem Integrationsgrad wurden 1987 die in
der DDR entwickelten analogen Schaltkreise der
Reihe 45 im Farbblock umgeleitet und in die
UdSSR geliefert.
-
Durch die UdSSR wurde 1986 durch die Lieferung
von speziellen Digital- Analog- und
Analog-Digital-Wandlern zur Produktion von
fotolithografischen Ausrüstungen in der DDR
beigetragen. 1987 wurde mit der Lieferung von
64-KBit-dynamischen Schreib- und Lesespeichern
aus der UdSSR begonnen.
Im Ergebnis der wissenschaftlich-technischen
Zusammenarbeit und der auf dieser Grundlage
erfolgten Spezialisierung bei mikroelektronischen
Bauelementen und technologischen Spezialausrüstungen
wurde für 1987 ein gegenseitiger Warenaustausch in
Höhe von 1,3 Mrd. Mark vereinbart. Der Anteil
spezialisierter Erzeugnisse beträgt dabei mehr als
75 Prozent und umfasst bei Lieferungen aus der UdSSR
-
64 Positionen integrierter Schaltkreise
-
54 Positionen Dioden und Transistoren
-
6 Positionen passive Bauelemente
-
17 Positionen technologische Spezialausrüstungen
und bei Lieferungen der DDR
-
5 Positionen analoge integrierte Schaltkreise
-
19 Positionen Keramikgehäuse
-
23 Positionen technologische
Spezialausrüstungen.
Insgesamt wird die DDR im Jahre 1987
mikroelektronische Bauelemente und technologische
Spezialausrüstungen in Höhe des im Jahresprotokoll
vereinbarten Volumens von 584 Mio Mark an die UdSSR
liefern.Die wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit bis
1990 konzentriert sich auf die gemeinsame Lösung
folgender Hauptprobleme:
-
Entwicklung und Überleitung von
Speicherschaltkreisen des Niveaus von 1 MBit und
höher ab 1989/90 sowie gemeinsame Schaffung der
technologischen Verfahren und der
Ausrüstungsbasis entsprechend dem System A, 2.
Etappe.
-
Gemeinsame Entwicklung von 32-Bit- und weiteren
perspektivischen Mikroprozessorsystemen für den
Einsatz in der Rechen- und
Automatisierungstechnik sowie weiteren Gebieten
(4).
-
Arbeitsteilige Weiterentwicklung der analogen
integrierten Schaltkreise für den Einsatz in
elektronischen Konsumgütern.
-
Weiterentwicklung der Keramikgehäuse für
integrierte Schaltkreise, insbesondere für
hochpolige Anschlußzahlen mit verringerter
Verschließtemperatur in der DDR.
-
Arbeitsteilige Schaffung von optoelektronischen
Bauelementen, insbesondere von LD-Displays für
die Informations Ein- und Ausgabe.
-
Entwicklung von Fotodioden für 1,3 µm
Wellenlänge, spezieller Steckverbinder und
kompletter Empfangsmodule für
Übertragungsgeschwindigkeiten von 34 und 140
MByte/sec. bis 1988 in der DDR als Beitrag für
die Lichtwellenleiter-Nachrichtentechnik.
-
Gemeinsame Schaffung der Bauelementebasis eines
einheitlichen digitalen Vermittlungssystems für
Nebenstellen-, Orts- und Fernzentralen. Als
wesentlicher Beitrag der DDR erfolgt die
Entwicklung und Überleitung von 13 Typen
hochintegrierter Schaltkreise.
-
Weitere Entwicklung der
wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit auf
dem Gebiet der Montage integrierter Schaltkreise
zur Erhöhung des Automatisierungsgrades mit dem
Ziel der Sicherung einer überdurchschnittlichen
Produktionssteigerung.
Außerdem werden gemeinsam durch die Akademien der
Wissenschaften beider Länder hochleistungsfähige
Verfahren der Molekularstrahlepitaxie und
Ionenstrahltechnologie sowie für die Herstellung von
Submikrometer-Bauelementen auf der Basis von
Galliumarsenid-Dünnschichtstrukturen und integrierte
optische und akustooptische Bauelemente neue
wissenschaftliche Lösungen erarbeitet.
Zur Vorbereitung der effektiven Nutzung neuer
Bauelementegenerationen, insbesondere in der Rechen-
und Automatisierungstechnik, wird die Bereitstellung
qualitativ hochwertiger Basissoftware und
problemorientierter Anwendungssoftware sowie neuer
Softwaretechnologien wissenschaftlich vorbereitet.
|
2.
Elektronische Rechentechnik
Die langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit auf dem
Gebiet der elektronischen Rechentechnik gründet sich
auf das Regierungsabkommen aus dem Jahre 1968.
Im Mittelpunkt stand in Zusammenarbeit mit der UdSSR
und anderen sozialistischen Ländern die Schaffung
einer gemeinsamen rechentechnischen Basis mit dem "Einheitlichen
System elektronischer Rechentechnik" ESER und
dem "System der Kleinrechner" SKR, die eine breite
Anwendung der modernen Datenverarbeitungstechnik
unabhängig von NSW- Importen ermöglichten.
Die DDR konzentriert sich dabei auf die
Entwicklung und Produktion mittlerer
Zentraleinheiten und ausgewählter peripherer Geräte,
wie Magnetbandgeräte und Drucker sowie gemeinsam mit
der UdSSR auf die Entwicklung der Betriebssysteme
der ESER.
Auf dieser Grundlage hat sich auf dem Gebiet der
elektronischen Rechentechnik ein bedeutender
Warenaustausch entwickelt. 1986 konnte in Leningrad
die 1000. EDV-Anlage aus der DDR an die UdSSR
übergeben werden.
Im Mittelpunkt der
Zusammenarbeit steht gegenwärtig die
Einführung neuer Erzeugnisse für die massenhafte
arbeitsplatznahe Anwendung der Rechentechnik,
insbesondere für CAD/CAM-Lösungen
(5).
Folgende wesentliche Ergebnisse wurden 1986 und 1987
erreicht:
-
Abschluss der Entwicklung und Beginn der
Lieferungen an die UdSSR im Jahre 1986 und 8-Bit
Personalcomputern PC 1715. 1987 werden insgesamt
13.000 Stück an die UdSSR geliefert.
-
Aufnahme der Produktion eines mit der UdSSR
abgestimmten 16-Bit-Arbeitsplatzcomputers
(6) für die Anwendung zur Rationalisierung bei
der Vorbereitung der Produktion als
rechnergestützter Arbeitsplatz für Konstrukteure
und Technologen. Die Lieferungen beginnen 1987.
-
Einführung einer neuen, mit der UdSSR
abgestimmten Reihe von Mosaikdruckern in die
Produktion. 1987 werden insgesamt 24.000 Stück
Drucker an die UdSSR geliefert.
-
Kontinuierliche Fortsetzung der arbeitsteiligen
Entwicklung der Betriebssysteme für die
elektronischen Datenverarbeitungsanlagen des
ESER mit dem Schwerpunkt der Unterstützung
grafischer Arbeiten durch Rechner.
1987 werden Programmunterlagen im Umfang von
jeweils 60 Mio M/VGW auf vertraglicher Basis
ausgetauscht.
-
Mitwirkung der DDR bei der Rekonstruktion von
Betrieben der Automobilindustrie der UdSSR durch
die Entwicklung und Bereitstellung von
problemorientierten Komplexen (POK) für die
Betriebsdatenerfassung und -verarbeitung im
Umfang von jährlich 70 Mio Mark.
-
Gemeinsame Prüfung der in der DDR neu
entwickelten Zentraleinheiten für die
elektronische Datenverarbeitungsanlage EC 1057
entsprechend der abgestimmten 3. Generation des
ESER. Die Lieferung dieser leistungsfähigen
Zentraleinheit beginnt 1988.
Im Ergebnis der wissenschaftlich-technischen
Zusammenarbeit beträgt der gegenseitige
Warenaustausch von Mitteln der Rechentechnik
einschließlich Erzeugnissen der Schreib- und
Bürotechnik 1987 ca. 2,5
Mrd. Mark.
Entsprechend den getroffenen Vereinbarungen sind für
die weitere Entwicklung und Anwendung dieser
Schlüsseltechnologien folgende Hauptrichtungen
der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit
für den Zeitraum bis 1990 und darüber hinaus
vereinbart:
-
Entwicklungsarbeiten auf der Grundlage der
1986/87 gemeinsam erarbeiteten Vorprojekte für
die 4. Generation des ESER und SKR.
Dazu gehören die Entwicklung einer
Zentraleinheit durch die DDR mit einer
Operationsgeschwindigkeit von ca. 10 Mio
Operationen in der Sekunde, von wichtigen
Geräten zur Ein- und Ausgabe grafischer
Informationen, wie leistungsfähige Laserdrucker,
automatisierten Zeichengeräte und
Bildschirmarbeitsplätze;
-
Weiterentwicklung leistungsfähiger
Personalcomputer für eine breite Anwendung
in der Volkswirtschaft in Verbindung mit dem
Aufbau lokaler Netze;
-
Entwicklung moderner Speichergeräte sowie
weiterer Ausbau der Drucktechnik;
-
Fortsetzung der arbeitsteiligen Entwicklung
wichtiger Komponenten der Basissoftware mit den
Schwerpunkten Betriebssysteme, Datenbanksysteme,
grafische Grundsoftware sowie
Softwaretechnologien;
-
Ausbau der Zusammenarbeit zur Schaffung
leistungsfähiger CAD/CAM- Anwendungslösungen(7) ;
-
Mitwirkung der DDR bei der Schaffung von
Superrechnern. 1987 werden dazu die konkreten
Arbeiten abgestimmt.(8)
|
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