Persönlicher Kommentar zur RBB -Doku "Schwarze Geschäfte"

 "Gewicht der Mikroelektronik " und deren Perspektiven in der DDR  ?

Im TV-Interview wurde eine Pasage meiner Ausführungen aus dem Kontext herausgelöst und damit missverständlich.

Natürlich benötigte die DDR- Industrie moderne Mikroelektronik.

 

Meine Bemerkung bzgl. der Illusionen bei der Entwicklung von Prozessen und Bauelementen mit VLSI- Niveau ( 4 MBit, 16 MBit.. ) bezog sich darauf, dass eine "Monokultur" bei VLSI - Halbleiterspeichern, vorrangig durch hochrangige Priorität  der Arbeiten im Kombinat Carl Zeiss Jena - Schwerpunkt im Zentrum für Mikroelektronik  Dresden (ZMD)-  für die Breite des DDR- Maschinenbaus und der IT- Industrie wenig effektiv war, sofern die Verfügbarkeit  bei 16- und 32-Bit Mikro - Prozessoren,  sowie vieler Logik- SK , d.h. dem Hauptbedarf der Wirtschaft,  nicht weitgehend synchron gesichert wurde.

 

Da das nur mit multivalent nutzbaren Basistechnologien machbar schien,  wurde bei der Konzeption der ESER- Nachfolgeanlage EC 1150 auf die Nutzung von CMOS- Gate-Array  Bauelementen gesetzt, die als Derivat der  VLSI- Technologie des ZMD entwickelt wurden.

Der Bereich der DDR- EDV- Entwicklung war, basierend auf einer Analyse der Möglichkeiten und Pläne der DDR- Industrie, darauf vorbereitet, die nächste Generation der DDR- EDVA - EC 1150 - und die Zusatzlogik von Personalcomputern mit CMOS- VLSI- Schaltkreisen aus Eigenentwurf mittels der Master- Slice - Technologie des ZMD Dresden zu entwickeln ( siehe dazu auch Vorlaufarbeiten.htm). und 32-bit Mikroprozessoren aus dem Kombinat Mikroelektronik (Erfurt) einzusetzen. Eine analoge Konzeption verfolgten auch andere wichtige Kombinate des Maschinenbaus in Raum Karl-Marx- Stadt.

 

 

Heute wissen wir, dass es unmöglich gewesen wäre, unter den Bedingungen von Embargo und wirtschaftlicher Isolation vom Weltmarkt dem  rasanten Tempo der Entwicklung von IT- relevanten Hochtechnologien im Weltmaßstab zu folgen, auch nicht mit Rückstand von 4-5 Jahren!

Ab ca. 1985 potenzierten sich die Probleme, der Leistungsentwicklung der führenden IT- Technik zu folgen. Für alle Fachleute waren die zunehmenden extremen Anforderungen klar, die die VLSI- Integration, Supertechnologien bei Plattenspeichern, neuartige Bildschirmtechnologien, LAN/ WAN - Netze und vieles mehr stellten. Die großen Bemühungen in den verschiedensten Führungsgremien, den Rückstand bei Halbleitermaterialien, Werkstoffen und Ausrüstungen usw. aufzuhalten, wurden aber auf Ebene des leitenden technischen Managements vieler Bereiche wegen der gewaltigen Dimensionen der Anforderungen  als strategische Fehlorientierung  bewertet.

Es bleibt unbestritten, dass der im ESER praktizierte Grundsatz: "Fertigungstechnologie  und Produktion auf Basis stabiler eigener Zulieferungen und eigenem "know- how " grundsätzlich vom Niveau dieser Zulieferungs- Basis abhingen. Daher musste der ständig zunehmende Abstand im RGW vom Weltstand zu einem unausweichlichen Dilemma innerhalb der bestehenden Wirtschaftsordnung führen.

  

Als Anmerkung zu diesem Abschnitt muss gesagt werden, dass u.E. wesentliche Aussagen zur Entwicklung des 1-MBit- Speichers  des Kombinates Carl Zeiss in der TV- Doku, die großen Leistungen der Entwickler und Technologen des Zentrums für Mikroelektronik Dresden (ZMD) fehlen.. Es ist Fakt, dass neben dem (verfehlten) Dokumentations- Ankauf bei Toshiba der 1-Megabit- Chip des ZMD    U61000eine DDR- Entwicklung war und dass dessen Muster korrekt funktionierten. 

Die wahre , umfangreiche  Darstellung dieser Geschichte und der Leistungen des Bereiches SWT finden Sie bzgl. Gegenstand der Logik- und Speicher- Schaltkreise und zur Ausrüstungsbeschaffung in Auszügen eines spektakuläten Buches von Mitarbeitern von SWT .

 

5. Der Industriestandort Chemnitz heute

Das hohe Niveau der Arbeiten im ESER- Entwicklungszentrum Karl- Marx- Stadt des Kombinat Robotron und des VEB Buchungsmaschinenwerkes (danach Ascota- AG ) , seiner vielen klugen, leistungsfähigen Mitarbeiter waren unzweifelhaft die Basis der Gründung oder Entwicklung  vieler Unternehmen nach 1990 am heutigen Industriestandort Chemnitz.

Die Ausstellung ESER- Technik im Industriemuseum Chemnitz war dafür ein wertvoller Beitrag.

Auch heute trägt das Industriemuseum Chemnitz (IMC ) dazu bei, Geschichte und Gegenwart der IT- Branche zu dokumentieren.

 

Es sei abschließend  gesagt:

 

Die Doku erreichte einen großen Zuschauer- Kreis! Man gelangt nicht immer auf dem geraden, kurzen Weg an ein Ziel. Daher war wohl die geschickte Darstellung der Thematik  gut geeignet, vielen sachkundigen, aufmerksamen   Zuschauern diese Facetten der DDR- Historie darzustellen bzw. wieder in Erinnerung zu bringen.

 

Die Autoren der TV- Dokumentation haben mit ihrem Film und den abschließenden Szenen zum ICM einen aussagekräftigen positiven Akzent gesetzt.