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40 Jahre
nach Gründung der MRK RT- eine Rückblick aus Sicht
des Jahres 2009
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Anliegen dieses Artikels
ist es, rückblickend aus Sicht des
Jahres 2009
-
anlässlich des "40
Jahrestages" des Abschlusses des MRK- Abkommens
(23.12.1969) Gedanken zu einer - hypothetischen-
Extrapolation zu den Chancen der Rechentechnik in den
Ländern des Ostblockes/ ESER nach 1990 - dem Zeitpunkt
des Zusammenbruchs des Bündnisses- zu geben (
vorrangig für die DDR und Russland)
-
Aspekte zur historischen
Bewertungen der Lebensleistung der Menschen in der DDR-
Rechentechnik und dem "inneren Zusammenhang"
dieser Leistungen zum Staat DDR zu formulieren.
40 Jahre nach Unterzeichnung des MRK-
Abkommens Rechentechnik
:
An dieses Datum, den 23.12
1969, erinnert
bezüglich der Epoche
vor 1990
das Gesamt- Material
dieser Seiten.
ESER war unter
seinen
historischen Rahmenbedingungen
nicht nur ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, sondern
auch ein Beispiel der Schöpferkraft und des Leistungspotentials
der Mitarbeiter der beteiligten Betriebe und Institute,
ein durchaus positives Beispiel der Möglichkeiten, in
einer solchen Wirtschaftskooperation, wie dem Block
der RGW- Staaten, gute Ergebnisse zu erarbeiten und
wirtschaftlich nutzbringend zu vermarkten. Die erfolgreiche
Arbeit an der Schaffung und Nutzung von drei Generationen
leistungsfähiger Rechnersysteme, geschaffen im
Verbund großer Teams der Teilnehmerländer des MRK- Rechentechnik-
Abkommens (siehe auch
"), war bezüglich
der historischen Bewertungen der Lebensleistung der
beteiligten Menschen in der DDR- Rechentechnik- Industrie
vor allem eine herausragende ingenieurtechnische und
entwicklungstechnologische Leistung, auf die alle Beteiligten
mit Stolz und Genugtuung zurückblicken dürfen. Diese
Einschätzung trifft voll auf den Zeitraum bis ca.1985
zu. Danach ist das allerdings nur sehr bedingt
festzustellen, da die vielfältigen politischen und wirtschaftlichen
Widersprüche immer chaotischer wurden und die Arbeit
immer uneffektiver.
Die sich aufdrängenden Fragen
des "Warum" der bekannten geschichtlichen Entwicklung
ab 1990 können sicher nur schwer umfassend und objektiv
analysiert werden, geboten ist vor allem eine exakte wissenschaftliche
Analyse auf der Grundlage der politischen Ökonomie als der
Basis der Existenz jeder Gesellschaftsformation.
Der "RGW" ( Rat
für Gegenseitige Wirtschaftshilfe der osteuropäischen sozialistischen
Staaten) war, wie bekannt und bereits erwähnt, eine Wirtschaftsunion,
welche nach dem Muster des sowjetischen Sozialismusmodells
und seiner Planwirtschaft organisiert war. Dieses Sozialismusmodell
basierte (nach dem
Verlassen der "Neuen Ökonomischen Politik" -NEP-
durch die KPdSU- Führung unter Stalin )
in der UdSSR auf ökonomischen Dogmen, welche deutlich
von den Lehren von Karl Marx zum Wert- Gesetz und dem
Mehrwert- Prinzip abwichen und auch die Effekte der systemübergreifenden
internationalen Arbeitsteilung nur als Bedrohung verstand.
Das Unverständnis der sowjetischen politischen Ökonomie
zum Wirken des Marx'schen Wertgesetzes bzw. der Ignoranz
dessen objektiver Gesetzmäßigkeiten im ökonomischen Reproduktionsprozess
wirkten bekanntlich auch auf die Arbeitsweise aller RGW-Länder.
Obwohl in der Ära Breschnews nach Amtsantritt von
Ministerpräsident
A.N.Kosygin ab
1965 die bedeutendste Wirtschaftsreform (nach NEP) in der
UdSSR gestartet wurde, behielten die oben angedeuteten Entartungen
der sozialistischen Ökonomie auch in dieser Phase ihre deutlichen
Hemmnisse. Eine tiefgründige ökonomische Analyse der Geschichte
der UdSSR und des Scheiterns des sowjetischen Modells bietet
z.B. der Wiener Wirtschaftswissenschaftler, Journalist und
kompetenter Kenner der Geschichte der UdSSR -
Hans Kalt.
Das Beispiel ESER zeigt andererseits,
welches Potential die sozialistische ökonomische Integration
durchaus hätte entfalten können, wenn mit grundsätzlichen
ökonomischen und demokratischen sozialismusorientierten
Reformen der RGW- Wirtschaftsblock wettbewerbsfähig gestaltet
worden wäre.
Die Leistungen um das ESER
allerdings mit allen bekannten und bewusst diskriminierenden
Mängeln des Sozialismus aus dem Umfeld der DDR oder der
UdSSR zu verunglimpfen oder dieses Projekt in die Ecke antikommunistischer
Stalinismus- Wertungen zu drängen, ist
ein unsachlicher, würdeloser
und ungeeigneter Versuch.
Für die Zeit
nach
1990
blickt
man heute, im
Wissen um die Geschichte nach 1990 und um die real eingetretene
weltweite Weiterentwicklung der IT-Technologie und anderer
Hochtechnologien, deren Anwendung und ökonomische Dimensionen,
auf ein fast unerfassbares Szenario, auf das sich der RGW
(hypothetisch) hin bewegt hätte,
sofern kein tiefgreifender sozialismusorientierter
Systemwandel () eingeleitet worden wäre. Was der "kapitalistische
Systemwandel" für die Masse der Industriestandorte
in Osteuropa gebracht hat, bedarf keines Kommentars.
Es sollen hier vielmehr kurz
und fragmentarisch die objektiv bedingten gewaltigen Entwicklungen
skizziert werden, auf die die DDR im Verbund des RGW objektiv
hinsteuerte. Von der Qualifikation oder Führungskraft der
Personen im IT- Management der DDR/ MRK war das wenig abhängig.
ESER- bezogen und aus technisch-technologischer
und betriebswirtschaftlicher Sicht - obwohl nie eine völlig
isolierte Betrachtung möglich ist- sollen für die Zeit
nach 1990 einige hypothetische
Gedanken anklingen, wie wir sie heute natürlich besser
sehen können, aber zu denen schon ab 1985 viele unserer
Chemnitzer Wortmeldungen und anderer DDR- Spezialisten in
Berlin bei Herrn Mittag u.a. ungehört blieben:
-
Mit den Grundsätzen zur
Prototyp- Basis wurde die Entwicklungstechnologie des
ESER im MRK- Abkommen grundsätzlich regierungsamtlich
beschlossen. Bei allen Vorteilen des systemtechnischen
Vorlaufes, die "der Prototyp" bot, implizierte
dieses Vorgehen
generell
einen Zeit-Rückstand, der für die Entwicklungsarbeiten
an einer Rechnergeneration / Architektur- Generation
[ von ca. 4- 5 Jahren] plus gewisse Anlaufzeiten benötigt
wurde. Hinzu kam der Technologie- Rückstand, der sich
auf Leistungsparameter auswirkte und von den relativ
gut übereinstimmenden Bauelemente-Parametern der ersten
Generation zu ständig wachsenden Rückstand anwuchs.
Die Forderungen nach "Weltstand" hatten hier
also rein formalen Wert! Die engen Wechselbeziehungen
zu Technologie-Prozessen und die Bindung an die vorbestimmten
Entwicklungstrends
für derartige "Prototyp-Arbeiten"
waren
vom Embargo stark beeinflusst,
sie beeinflussten jedoch die Negativ- Spirale des Hochtechnologie-
Dilemmas des RGW nicht, sondern hielten sie eher partiell
auf! Die konkreten technisch-technologischen Trends,
beispielsweise zur Hochintegrations- Mikroelektronik
(VLSI), zu Hochleistungstechnologien und -Materialien
für magnetische Speicher, Lichtleitertechnologien u.a.
waren 1968/69 erst im Ansatz auf Spezialistenebene
sichtbar und die Anforderungen und Belastungen, die
sich mit dem technischen Fortschritt exponentiell verschärften,
waren 1969 in ihrem späteren Umfange noch wenig erkennbar,
es wären aber ohnehin kaum effektivere Alternativ- Konzepte
machbar gewesen.
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Die marktwirtschaftlichen
Kräfte der kapitalistischen Welt führten in den USA
und später in Westeuropa auf dem Gebiet von IT- relevanten
Hochtechnologien mit den dort verfügbaren enormen F/E-
Budgets nicht nur zu einer weltweiten Nutzung der Produkte
der besten Firmen, sondern auch von Ergebnissen der
militärischen Forschung/ Entwicklung im Zivilsektor.
Diese Fakten erhielten mit Beginn des extremen
technologischen kalten Krieges immer stärkeres Gewicht. In
der UdSSR bestand hingegen bis 1990 ein eisernes Dogma,
den militärischen Technik- und Wirtschaftsektor streng
vom zivilen zu isolieren und dessen konkrete
Technologie und Bauelementebasis über den gesamten Zeitraum
der Nutzung der in den Waffenarsenalen befindlichen
Technik nicht für zivile Nutzung freizugeben. Die damit
einhergehende Doppelbelastung der sozialistischen Wirtschaft
war auf längere Zeit untragbar und führte zusätzlich
zu immer größerem Rückstand beider Sektoren, vor allem
des zivilen (!).
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Die im Westen entstehenden
Hochtechnologien, wie LSI- und VLSI- Schaltkreise und
immer neue Generationen von magnetischen und optischen
Bauteilen und Geräten ( Hochleistungs- MB -Technik,
Floppy Disks, Hard- Discs, CD , Flachbildschirme , Laser-
Technologien und Hochleistungsnetze ... ) ()
fanden weltweit einen rasant
wachsenden zivilen Markt: je mehr Geräte im Verkauf,
um so höher die Innovationskraft der Produzenten und
mit sinkenden Preisen eine weitere Ausweitung deren
Anwendungsmöglichkeiten. Hoch spezialisierte Firmen
für derartige End- Produkte, aber auch für tausende
Materialien, Fertigungs- Equipment und Anwendungs- Lösungen
entwickelten sich zu Giganten bzw. Monopolisten, deren
Investitions- und Innovationskraft es ermöglichte, dass
weltweite Produktlieferungen immer neue kreative Erkenntnisse
in Produkten ermöglichten und deren Rentabilität,
auch für immer anspruchsvollere Projekte, sicherte und
verbesserte. Eine mächtige
Spirale von Nachfrage nach immer mehr besseren
und immer mehr Produkten einerseits und dem Angebot
von immer leistungsfähigeren Produkten und Lösungen
forcierte die "Ökonomie der Massenstückzahlen"
("economie of scale") des Weltmarktes! Im
Zeitraum des beginnenden Informationszeitalters ab ca.
1960 wuchs dieser Wirtschaftskomplex in den USA z.B.
jährlich um ca. 25%.
-
Die Globalisierung lies
vor allem in Südostasien zunächst einen gigantischen
Niedriglohnsektor entstehen, diese Region wurde später
zunehmend auch selbst zum zahlungskräftigen Markt. Von
einer
"economie of scale"
konnte hingegen in den Ländern der MRK keine Rede sein.
Planwirtschaft, starre Investitionsrestriktionen und
ideologische Dogmen lähmten das Gesellschaftskonzept
und vorrangig spürbar die Fertigungskapazitäten.
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Vorstehende Gedanken
zwingen förmlich zum Vergleich gegenüber
der Situation des sozialistischen Staatenblocks :
Das Gesamt-Material dieser WEB- Site, das
soll nochmals betont werden, stellt die wichtigsten technischen,
systemtechnischen, wirtschafts- und strukturpolitischen
Facetten der ESER- Geschichte dar, die Fakten und Zusammenhänge
der gegebenen Rahmenbedingungen im historischen Kontext.
Die engen Wechselbeziehungen
zu Prozessen und Entwicklungstrends, die vom Embargo stark
beeinflusst
wurden und die Kooperation mit Kollegen in der UdSSR und
mit der UdSSR, sowie die konkreten Umstände und Auswirkungen
wurden in den Materialien dieser Seiten bewusst besonders
deutlich dargestellt, sie sind für das Verständnis vieler
Umstände zwingend.
Nachfolgend soll der Focus
auf Technologie- Aspekte gerichtet sein:
-
Eine grobe Analyse des
Standes der IT- Hochtechnologien in der der DDR zeigt,
dass im Zeitraum 1985- 1989 auf allen Gebieten der modernen
Elektrotechnik ein Rückstand von 5 bis 10 Jahren bestand
mit aussichtloser Perspektive, diesen unter den realen
Wirtschaftsbedingungen zu reduzieren. Das war in verschiedenen
Zweigen der gesamten DDR- Wirtschaft, wie des Schwermaschinen-,
Werkzeugmaschinen- oder Schiffs- Baues u.a. noch längere
Zeit günstiger, in Zweigen also, wo Schöpfertum
und Kompetenz der Menschen einen höheren Wertschöpfungsanteil
am Endprodukt im Vergleich zum Niveau der Zulieferungen
oder Basistechnologien haben und wo Qualität und marktgerechter
Gebrauchswert spezifisch durch die Kompetenz der Menschen
wirksam beeinflussbar waren.
-
Ein Großteil der o.g.
systemrelevanten IT- Hochtechnologie- Systembestandteile
war für die DDR aus Eigenproduktion oder RGW- Importen
("SW- Import" auf Basis Transferrubel)
real nicht verfügbar. Neben einem gewaltigen
DDR- Mikroelektronik- Programm wurden auf wichtigen
Gebieten ( z.B. Floppy Disks, Hard- Discs u. a.)
daher Fertigungsstätten und -Technologien unter Einsatz
enormer $-und DM- Valutasummen importiert und mit der
Montage-Fertigung von Geräten auf Basis eines
hohen Anteils importierter Baugruppen und Material begonnen.
Für alle wichtigen Importpositionen auf Devisenbasis
wurden darüber hinaus sog. Ablöseprogramme gestartet.
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Das wichtigste Beispiel:
Für LSI- Schaltkreise (als wichtigste Komponenten) wurden,
weitgehend in theoretischer Arbeitsteilung mit der UdSSR,
gewaltige Anstrengungen unternommen (bzgl. DDR siehe
z.B.
), um das Grundequipment der Basistechnologie (hier
nur Stichworte: Equipment+ Software und Materialien
für Schaltkreis- Entwurf, Kristall- Züchtung, Wafer-
Fertigung, Masken, Beschichtung, Belichtung , Ätzprozess,
Dotierung,...., Prüfung, Bonden, Gehäuse... )
im erforderlichen Technologie- Level ( d.h. Niveau der
Strukturbreite der kleinsten Strukturelemente eines
Chips) und die hunderte von dazugehörigen
höchstreinen Chemikalien, Hilfsstoffen oder Verbrauchsmaterialien
für eine Produktion stabil verfügbar zu haben. Ziel
dieser Bemühungen war es in der DDR, eine schrittweise "Ablösung"
der wichtigsten, massenweise benötigten Bauelemente
(Mikroprozessoren, Speicherchips.. ) aus DDR- Aufkommen
für die wichtigsten Elektronikerzeugnisse (IT- Branche,
mikroelektronische Steuerungen, Kommunikationstechnik,
Gerätebau usw.) zu erreichen. Am Beispiel der Ablösekonzeption
zum ESER- PC (siehe
) allein wird deutlich, welche
Größenordnung derartige Zielstellungen hatten.
-
Am Beispiel der Technologielevels
der Halbleiterindustrie sei das "Mikroelektronik-
Dilemma", auf das die Wirtschaft der MRK- Staaten
zusteuerte, grob skizziert. 1989 waren die Halbleiter-
Prozesse z.B. im ZMD Dresden mit ca. 800 nm Strukturbreite
die leistungsfähigsten unipolaren Technologien (CMOS)
im Ostblock. In der UdSSR ( Selenograd) lag dieser Wert
bei ca. 1µm. Der Westen war schon eine , teilweise
zwei Generationen weiter (als Beispiel: in Dresden
lief der 1MBit-Speicher im Versuchsstadium gegenüber
4 MBit in Serie in Japan, der BRD , USA u.a.).
Eine kurze Erläuterung:
Ein Technologiegenerations-
Sprung in der Halbleiterindustrie erhöht bekanntlich
die Produktivität und Leistung der Chips in mehrfacher
Weise:
-
der Wafer- Durchmesser
( des Si-Monokristalles) wächst üblicherweise
so, dass etwa eine Verdopplung der Nutzfläche
entsteht ( z.B. ein Schritt von 200 mm auf
300 mm erhöht diese um ca. 2,25).
-
Gleichzeitig
erfolgt durch neue oder verbesserte Ausrüstungen
und Prozesse eine deutliche Verkleinerung der
Strukturbreite ( in 2013 bei ca.15 nm), was
zur Verringerung der Verlustleistung eines "Gates"
und/oder zu dessen Geschwindigkeitserhöhung,
sowie zur Erhöhung der Packungsdichte der Schaltungen
auf der Chipfläche und damit auch der Verkleinerung
der Leitbahntopologie führt, sodass mit jedem
Technologieschritt der Integrationsgrad und
gleichzeitig die max. Taktfrequenz der Schaltung
stark steigen kann.
-
Die Chips und
die daraus entstehenden Geräte bleiben geometrisch
klein, was wiederum ihrer Logik-Performance
zugute kommt, denn die Signallaufzeit wird vergleichbar
mit der Gatterschaltzeit. In einem Chip-
Gehäuse können dadurch z.B. heute komplizierte
Rechnerkerne eingebaut werden- bis zu 4-fach-
Prozessorstrukturen mit großen Cache-Speichern,
auf einer Platine ganze Rechnersysteme! Auch
die Wärmebilanz der Baugruppen bleibt beherrschbar,
ohne Wasserkühlung oder dergleichen.
Ein Wechsel zu einer
neuen Technologie- Generation bietet bei annähernd
gleichen Kosten /Chip etwa 4-fach leistungsfähigere
Schaltkreise und erhöht verschiedenste Aspekte der Produktivität
der Fertigung der Geräte stark !
Solche Entwicklungsetappen
verschlingen gewaltige Investitionsmittel und binden
auch hunderte von Zulieferfirmen, die mit dem Tempo
durch neue Produkte mithalten müssen, neue Verfahren
müssen eingesetzt werden (z.B.
Röntgenlithografie (X-ray lithography, XRL))
. Das Alles ist nur mit Massenstückzahlen refinanzierbar!
Gleichzeitig beginnt ein Wettrennen auf dem Weltmarkt.
Dieses führt dazu , dass nur noch wenige Technologieführer
bei Prozessor- bzw. Logikschaltkreisen und Speicherschaltkreisen,
aber auch bei vielen anderen Baugruppen und Geräten
( Datenspeicher, Netzwerkkomponenten usw. ) konkurrenzfähig
sind und dann den gesamten Weltmarkt dominieren. Das
sichert wiederum auch ein sehr hohes Innovationstempo.
Seit 1990 haben weltweit
mehrere Generationswechsel stattgefunden. Derartige
Prozess konnten- als eine rein spekulative Betrachtung -
unter den weitgehend isolierten Bedingungen des Ostblocks
nach außen und den schlechten
Kooperationsbedingungen nach innen selbst bei außerordentlichen Anstrengungen nur mit wesentlich
geringerem Tempo ablaufen,
denn die verfügbaren Entwicklungskapazitäten der Länder
waren eng begrenzt, der Markt und die Fertigungskapazitäten
erlaubten nur geringe Stückzahlen, die keine wirtschaftliche
Refinanzierung im Gleichschritt mit dem Weltmarkt ermöglichten.
Allein das war eine perspektivische Todesspirale.
Ungeachtet der mit den Konzepten der Eigenentwicklung
verbundenen enormen Anstrengungen war der Import der
Baugruppen/ Bauelemente darüber hinaus für die DDR deutlich
teurer, als ein Fertigprodukt im "nichtsozialistischen
Wirtschaftsraum" (NSW). Diese standen auf
der Embargoliste und die Hoffnung der DDR-Oberen bestand
wohl darin, mit Eigenproduktion eine höhere Bedarfsdeckung
mit gleichem Valutaaufwand zu erzielen, ohne im NSW
wirtschaftlich a priori jemals konkurrenzfähig
zu sein. Die erforderlichen Valutamittel mussten also
mit anderen Exporten erwirtschaftet werden- zu Lasten
von Konsumgütern für den Innenmarkt, enormer Schuldenlasten
durch Auslandskredite u. a.- eine verheerende Negativ-
Spirale!
Eine Schritt- haltende
Entwicklung der Mikroelektronik war also eine gewaltige
Illusion. Nur mit extremer Konzentration auf wenige
Arbeitsfelder und einer weitaus tieferen stabilen
Kooperation im RGW hätte unter den Bedingungen der Systemkonfrontation
ein hoffnungsloses Zurückbleiben
partiell verzögert
werden können.
Das ESER- Konzept wurde
im Entwicklungszentrum Karl- Marx- Stadt aus reinen
Gründen des real Machbaren auf eine max. Konzentration
der Nutzung universeller LSI /VLSI-Lösungen (CMOS- Gate-
Arrays) gerichtet, die in den DDR-Entwicklungsplänen
festen Bestand hatten und in großer Breite einsetzbar
waren- z.B. auch für Werkzeugmaschinensteuerungen. Das
war natürlich nur eine beschränkte Überlebens- Strategie.
Das erste in Karl-Marx- Stadt selbstentworfene CMOS-
Gate- Array , gefertigt im VEB ZMD Dresden, wurde übrigens
in den Mustern des IBM/AT- kompatiblen Personalcomputers
EC 1835 erfolgreich eingesetzt.
Der o. a. Weg der Eigenfertigung
systemrelevanter IT- Hochtechnologie- Bauteile, der
eine enorme Breite technologisch verschiedener, letztlich
nicht beherrschbare Produkte umfasste, musste zwingend
zu ständig wachsender Anhängigkeit von High-tech-
Bauelementen, Material, technologischem Equipment usw.
führen. Alles das weitgehend für den isolierten Markt
der DDR, denn ein Export in die SW- Region wäre einem
Tausch der eingesetzten NSW- Valuta gegen SW- Transferrubel
oder gegen gleichwertige, meist nur formal existente
andere Produkte gleichgekommen (!). Das
Tempo der Aufholjagd
zur Ablösung von LSI- Schaltkreisen, Speicherchips,
Hightech-Importbaugruppen blieb trotz größter Anstrengungen
hinter der weltweiten Entwicklung neuer Generationen
neuer Hochtechnologie- Bauteile enorm zurück. Es
musste hinter der weltweiten
Entwicklung zurückbleiben, denn die DDR konnte mit ihrem
Markt (Eigenbedarf und bedingt SW- Exporte) auch nicht
annähernd ökonomisch erfolgreich sein.
Auch in der UdSSR wurden
die Widersprüche im Niveau der Technologie zum realen
Bedarf ebenfalls immer offensichtlicher und krasser,
den Kern bildete das verfügbare Niveau der LSI- Schaltkreistechnik!
( siehe dazu die
). Selbst Spitzenprojekte der Verteidigungsindustrie
litten deutlich.
Trotz derartiger Umstände
arbeiteten die ESER- System- Spezialisten und Entwicklungs-Ingenieure
bis 1990 in der DDR mit Erfolg an der Entwicklung modernster
Geräte, wie die Eigenentwicklung wesentlicher Logikkomplexe
des Personalcomputers EC 1835 analog IBM PC/AT
(siehe PC-
) oder
dem Entwurf der ESER- Mainframe- Linie EC 1150
auf CMOS - Basis. Dahinter stand ein gutes know-
how, das für unsere Entwickler nach 1990 am Arbeitsmarkt der
BRD viel Wert hatte.
Der Zusammenbruch des
Ostblockes und der Anschluss des DDR- Territoriums an
die BRD führte zu einem gewaltigen wirtschaftlichen
Dammbruch unter völlig neuen, in der DDR bislang ungewohnten
Bedingungen. ... , die gesamte IT-Industrie der "neuen
Länder" war 1990 schlagartig ohne marktfähige Produkte,
deren Fertigungsbereiche (betriebe) wurden durch den
Überschuss des Weltmarktes eliminiert, die erfahrensten
Mitarbeiter konnten erfolgreich im Softwarebereich und
bei IT- Dientsleistungen (sog. "professionell Services")
neue Arbeitsstellen finden oder schaffen .
Die Bedeutung derartiger
o.g. Technologie- Levels hat, wie allgemein bekannt, für
das Leistungsniveau einer Volkswirtschaft deshalb eine so
gewaltige, ja entscheidende Bedeutung, weil die alle Wirtschafts-Sektoren
und Lebensbereiche durchdringenden IT- Prozesse das Niveau
der Arbeitsproduktivität, der Material- und Energieökonomie
und letztlich das Niveau des wirtschaftlich oder technisch
sinnvoll Machbaren bestimmen. Mit jeder neuen IT- Technologie-
Generation steigt nicht nur die Performance der Technik
gewaltig, sondern auch deren Materialökonomie, Energieeffizienz
usw. Am Beispiel des Vergleiches einer Mainframe der Klasse
IBM / 360 zu einem heute normalen Personalcomputer wird
sofort deutlich, dass trotz zig-tausendfach höherer Leistung
heute für einen PC (global für alle Prozesse incl. Komponenten
und Baugruppen zusammengerechnet) nur
wenige Stunden lebendiger Arbeit
im Vergleich zu zig-tausenden von Stunden für eine komplette
Mainframe der 80-ger Jahre benötigt werden, eine unvorstellbare
Steigerung der Arbeitsproduktivität! Das schließt den verringerten
Einsatz an Material und Energie gleichzeitig ein. Auch die
Betriebskosten, Gebäudeinvestitionen usw. unterscheiden
sich mit jeder Generation gewaltig. Die Weltwirtschaft verfügt
daher über kolossal steigendes Wachstumspotential!
Letztlich sei auch daran
erinnert, dass in (fast) allen modernen Waffensystemen (
Flugkörper, Leitsysteme usw.) deren technisch- taktische
Eigenschaften wesentlich von Masse, Energiebedarf, Leistungsumfang,
Geschwindigkeit, Zuverlässigkeit usw. des Elektronik- Equipments
abhängen. Das Beispiel eines Kampfflugzeuges zeigt, dass
im Wettrüsten bei gravierend abweichendem Niveau der Elektronik
auch durch noch so geniale Aerodynamik oder Kampfkraft der
Bewaffnung ( z.B. Mehrfach- Sprengköpfe) keine vergleichbare
Qualität erzielbar ist. Daher mussten -von Ausnahmen abgesehen,
wie etwa bei Höchstfrequenz- Bauelementen- deutlich mehr
Anteile der "Elektronik" am Gesamtgewicht,
Leistung der Antriebe usw. und entsprechend höherer Arbeits-
und Materialaufwand als in taktisch vergleichbaren modernsten
US- Systemen realisiert werden.
Die enorme Dynamik der IT-
Hochtechnologien, die sich im Zuge der westlichen Marktsystems
entwickelte, übte auf das reale, konkret existente
sozialistische Wirtschaftssystem immer stärker werdende
destruktive wirtschaftliche Wirkungen aus und führte vorrangig
zu wachsender Isolierung und zu unfassbaren ideologisch
diktierten "Aufholkonzepten". Aber es waren unter
den existenten Randbedingungen keine alternativen realen
Lösungsansätze verfügbar, auch keine, die bei wesentlich
tieferer Kooperation UdSSR/ DDR gestaltbar gewesen
wären, ohne gleichzeitig die Systemkonfrontation der Weltsysteme
und die Isolation des Sozialismus schrittweise zu überwinden.
Erst 1989 wurde die These von "Kontinuität
und
Reformierung" zum Gedankengut
der DDR- Führung!
Allerdings war vielen Spezialisten
klar, dass für einen reformierten Sozialismus
ein Szenario des wirtschaftlichen Kollaps der Wirtschaft
zu erwarten war, weil bei tiefgreifenden Reformen im Zuge
der dringenden Integration der Wirtschaft in den Weltmarkt
unsere Produkte ihren Markt verlieren würden, sofern das
zu schnell geschehen müsste. . Große Teile der Wirtschaft
steckten daher unter den alt einhergebrachten Bedingungen
in einer Sackgasse. Eine erdrutschartige Umstellung auf
die Konkurrenz des Weltmarktes konnte nur mit einem Fiasko
enden!
An diesen wenigen Gedanken
zum Technologie- Level des sozialistischen Wirtschaftssystems
wird extrem deutlich, welchen gewaltigen strategischen Einfluss
die Embargopolitik der USA und der westlichen Staaten entfaltete!
Das ist sicher nicht der alleinige Faktor des Niederganges
des realen Sozialismus, jedoch ein sehr wesentlicher Wirtschaftsfaktor!
Eine Bestätigung unserer
Wertungen und Prognosen auf diesen auf diesen ESER-Seiten
- nunmehr für 25 Jahre danach - bietet ein völlig neutraler
und kompetenter Zeuge :
In seinem
Artikel zum
Projekt "Skolkowo"
vom Aril 2011 zeigt der russische Nobelpreisträger
für Festkörperphysik Schores Alfjorow , welchen Einfluss der Entwicklungsstand
der IT- Technologie eines Landes auf seine Gesamtwirtschaft
und seine wirtschaftliche Zukunft besitzt und welche
Defizite heute in Russland existieren. Seine Darstellung
mutet an wie ein "Experiment einer Zeitmaschine "
für einen Blick 25 voraus für die DDR- Wirtschaft unter
den Embargo- und Systembedingungen des RGW.
Allgemein ist die bekannte
These vom "Todrüstens des Sozialismus "
wird ein militärisches Kalkül des Wettrüstens im kalten Krieg
verstanden. Man muss aber weit
komplexer feststellen,
dass das Embargo- die Verweigerung des Zuganges zum
Technologie-Weltmarkt- letztlich eine Strategie der langfristigen
technologischen Erpressung des Ostblockes
zur Aufgabe seiner Grundprinzipien beim Bau einer sozial
gerechten demokratischen Gesellschaft war, eine
Strategie der quälenden langsamen
technologischen Erdrosselung des Sozialismus! Die
Forderungen der USA bzw. der Weltbank, wie sie z.B.
1989 gegenüber Ungarn klargestellt wurden, belegen laut
US - Präsident Bush /sen. :
Es wird keine Kombination von "östlicher
Macht" und "westlicher Technologie" geben,
nur bei einem grundsätzlichen politischen Systemwechsel
werden die USA wirtschaftlich helfen! ( siehe u.a.
Herbst '89
)
Die vorstehenden Betrachtungen zeigen am
Beispiel des gewählten Sektors IT- Technologie , dass eine
Weiterentwicklung bzw. Reformierung des
in Gemeinschaft
der wichtigsten RGW- Länder
nur unter wesentlich neuen system-
politischen Vorzeichen und Kalkülen vorstellbar gewesen
wäre. Kern einer derartigen sozialistischen Weiterentwicklung
musste die UdSSR sein. Im Bereich
der Wirtschaft (neben
vielen anderen Elementen, wie sozialistische Demokratie,
Rechtsstaatlichkeit u.a.) wären etwa die Einführung
von Marktwirtschafts- Aspekten neben Elementen der
gesamtstaatlichen Planung, schrittweise Umstellung der Betriebe
auf Grundprinzipien der wirtschaftlichen Rechnungsführung
und Rückführung von Subventionen bei großen Gruppen
von Produkten durch rentable Inlandpreise, Einfügung in
die globale Wirtschafts- Integration unter Meisterung einer
zwingenden gravierenden Senkung des Lebens- Niveaus
der Bevölkerung zur Angleichung an das Produktivitätsniveau
des Weltmarktes ( ein Großteil der DDR- Industrie hatte
durchaus ein reales Entwicklungspotential zur Schritt- weisen
Integration in den Weltmarkt) , Korrektur der Devisenwirtschaft, Sicherung
des gesellschaftlichen Eigentums an den Produktionsmitteln
bei Zulassung eines dedizierten Anteils an Privateigentum,
Erhöhung der Eigenverantwortung des Managements der Betrieb
und Förderung privater unternehmerischer Initiativen usw.
sinnvoll gewesen. Als Triebkräfte wären auch die gesellschaftliche
Anerkennung hoher Leistungen und eine deutliche Verbesserung
des Leistungsprinzips zwingend gewesen, um auch dem personellen
Exodus an Fachpersonal entgegen wirken zu können!
Nach dem erkennbaren weltweitem
Scheitern sowohl des starren Sowjetsystems nach stalinistischen
Grundprinzipien als auch des imperialistischen Neoliberalismus
wäre jedoch eine extrem sensible Gratwanderung mit dem Streben
nach einem neuen, sozial gerechterem Gesellschaftsmodell
zu erwarten gewesen, die nur Chancen gehabt hätte, wenn
sie weitgehend frei von negativen äußeren Einflüssen geblieben
wäre. Das war angesichts der Dimension einer solchen Aufgabe
und der Rahmenbedingungen im Zeitraum um 1990 aber höchst
unwahrscheinlich.
Die BRD wollte die DDR vereinnahmen,
die Großmächte beugten sich schrittweise dieser Politik.
Und aus heutiger Sicht ist deutlich - es gab kein reales
Alternativkonzept für eine eigenständige DDR.
Der Imperialismus mit seiner
US- Doktrin der Beseitigung des Kommunismus war mit seinem
Embargo- Instrument, der Konstellation der technologischen
Dominanz ab Mitte der 80er Jahre und mit anderen Mechanismen,
wie etwa der Weltbank oder dem IWF, in der Lage, auch denkbare
neue sozialistische Gesellschaftskonzepte,
sofern sie für ihn zu einer strategischen Gefährdung zu
werden drohten, zu erdrosseln. Übrigens, und das sei noch
angemerkt, funktionierte das Embargo so gut, dass es auch
heute noch von den Staaten der westlichen Welt als Waffe
gegenüber allen Staaten eingesetzt wird, deren Politik sich
nicht dem Willem bestimmter westlicher Demokratien unterordnet.
Heute ist es bei politischen Konflikten immer noch nicht
üblich, die Interessen und die Souveränität Anderer zu respektieren
und sich nicht nur der Anwendung von Waffengewalt zu enthalten,
sondern auch deren erpresserischer Androhung. Das Embargo
des vergangenen kalten Krieges war zweifellos eine Anwendung
von Gewalt.
Die Wurzeln des Scheiterns des
real bestehenden sozialistischen Wirtschaftsmodells lagen
wesentlich früher,
als ihre Auswirkungen dann Mitte der 80ger Jahre in breiter
Front bedrohlich deutlich wurden. Diese Lage entwickelte
sich - nachdem 1953 durch Stalins Tod sich die Chance für
einen neuen Sozialismus öffnete- bereits durch Zulassung
gravierender Fehler nach dem XX. Parteitag der KPdSU und
dann in den 60-er Jahren , vor allem durch Nichtreformierung
des realen Sozialismus, wachsender Defizite der demokratischen
Gestaltung der Gesellschaft, der völlig unzureichenden
Beachtung der Wirkungen der wachsenden Globalisierung u.a.
Die Bewältigung der Systemkrise
des Sozialismus durch Reformierung seines Systems war eine
gemeinsame Aufgabe aller europäischen sozialistischen Kernländer-
vor allem der UdSSR. Nur im Verbund mit der UdSSR war die
DDR als souveräner sozialistischer
Staat lebensfähig. Wir wissen, dass die Hoffnungen
der Menschen in die Perestroika für sehr viele DDR- Bürger
zu den bittersten Enttäuschungen dieser Zeit wurden!
Die technische Politik des
ESER- Teams war (unter den gegebenen Randbedingungen) strategisch
durchaus gut und wurde fachlich gut umgesetzt. Die systempolitischen
Randbedingungen im RGW und der DDR waren- zumindest
nach 1956 (XX. Parteitag der KPdSU )- strategisch miserabel!
Aber das wäre ein eigenständiges
Thema außerhalb von WWW- ESER- Seiten!
Gedanken
zur Bewertungen der Lebensleistung
der Beschäftigten der DDR- Rechentechnik
:
Der Erhalt von Arbeitsplätzen
vieler hochkompetenter Mitarbeiter der ehemaligen DDR- Industrie,
meist in Eigeninitiative oder durch gezielte Strategien
westlicher Firmen ( Outsourcing, Marktpenetration durch
DDR- Wissensträger .. ) waren
die
einzige Chance schöpferischen
Unternehmertums, der Verwertung des Könnens und der Motivation
der Menschen, der Nutzung teilweise modernster Import-Anlagen
und der Weiterführung von Teil-Betrieben oder von Neugründungen
in Ostdeutschland.
Die korrekte und
faire Bewertungen der Lebensleistung der Beschäftigten
der DDR- Wirtschaft ist daher eine Schlüsselfrage
der Entwicklung in Ostdeutschland und der Gestaltung der
ideologischen Vereinigung der Menschen.
Vorbemerkungen:
-
Weder die BRD noch die
DDR konnten ohne enge Abhängigkeiten von den "Führungsstaaten"
ihrer Blocksysteme -USA und UdSSR- existierten. Der
Grundtypus der Gesellschaftsform und alle wichtigen
innenpolitischen und geopolitischen Entscheidungen [Bündnis
der NATO bzw. des Warschauer Paktes] waren für die BRD
und DDR vorgegeben und nur sehr partiell national gestaltbar
[internationale Verträge, Bündnisverträge, Nachwirkungen
des Besatzungsstatus in Ost und West, Truppen- und Raketenstationierungen,
Embargo .. ].
-
Das Leben der Menschen
in jedem konkreten Staat mit jedem gesellschaftlichen
System verläuft in sehr komplexen Zusammenhängen und
Abhängigkeiten, in einem sensiblen Gleichgewicht persönlicher
und gesellschaftlicher Einflüsse und Interessen auf
der Grundlage des ökonomischen Systems dieses Staates.
Es ist unsinnig und irreführend,
einzelne Facetten eines
Systems und der Leistung seiner
Menschen isoliert zu betrachten und mit den offiziellen
Werte-Maßstäben einer anderen Rechtsordnung oder eines
anderen Gesellschaftssystems zu bewerten.
-
Es ist keineswegs Anliegen
dieser Darstellungen, die heute bekannten Verbrechen
und Fakten der Entartung des Sozialismusmodells durch
die Führung der UdSSR unter Lenin, Stalin, bis Breschnew,
der Auswirkungen auf die Menschen ihres Landes
und der verbündeten Staaten - allgemein als Bolschewismus/Stalinismus
benannt- oder die Mitwirkung der DDR- Führung an solchen
Auswüchsen zu relativieren oder zu rechtfertigen!
-
Es sollte jedoch beim
Blick auf die Geschichte und Leistungen der DDR immer
im engen Blickfeld bleiben, dass die Westgrenze
der DDR die erste strategische Verteidigungslinie des
Warschauer Paktes darstellte und bis 1990 die 4 alliierten
Staaten der Anti- Hitler- Koalition - als Beispiel -
noch regelmäßig Karten zur Lage der militärischen Sperrgebiete,
darunter auch des Grenzstreifens zwischen DDR und BRD
austauschten, wohl wissend um die enorme Sensibilität
der militärischen Weltlage.
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Zur
"Angliederung"
der DDR an die BRD:
Die DDR in allen ihren Facetten-
vom Gesellschaftssystem des "real existierenden"
Sozialismus bis hin zu allen Strukturen in Industrie und Wissenschaft,
Gesundheitswesen, Bildung usw. wurde im Zuge der Angliederung an
die BRD im Zeitraum 1990 von den Siegern gezielt als ein Gebilde
dargestellt, welches so schnell wie möglich als politisches System
mit seinem "Volkseigentum" und seinen rechtlichen und
staatlichen Strukturen komplett "abgewickelt" werden sollte.
Die Wirtschaft des Landes wurde mittels Turbo- Gesetzen privatisiert
und große Teile des Privatbesitzes an Grund und Boden an ehemalige
Besitzer rück- übertragen oder verschleudert.
Die UdSSR- Führung
unter Gorbatschow und einiger "UdSSR-Deutschlandstrategen",
die den Prozess der "Perestroika" im fortschreitendem
Stadium nicht mehr beherrschten und teilweise bereits auf sozialdemokratische
Positionen gewechselt hatten, und die USA unterstützten und förderten
den deutschen Einigungsprozess.
Über eine weitergehende Rolle von
Gorbatschow im Sinne des Verkaufs der DDR werden mit einer bestimmten
Wahrscheinlichkeit erst streng vertrauliche Informationen öffentlich
werden, wenn Archive oder Erinnerungen Beteiligter das ermöglichen. Die
Biografie von Vladimir Krutschkow,
"Meine Personalakte" über die Rolle von Gorbatschow-Intimus A.
Jakowlew lässt vermuten, dass auch der Generalsekretär nicht nur keine wirksamen
Mittel gegen die westlich gesteuerte ideologische Diversion der UdSSR fand,
sondern direkt beteiligt war.
Eine Alternative zum
politischen und wirtschaftlichen System der BRD war in Deutschland
1990 unreal, dafür hatte die politische Ignoranz der DDR- Führung
und der reale Zustand der Wirtschaft des RGW keine Grundlage gelassen.
Auch eine wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Übergangsphase,
in der sich vor allem die kompetenten progressiven Kräfte
in Ostdeutschland gestaltend bzw. mitbestimmend einbringen konnten
oder die Handelsbeziehungen der DDR- Wirtschaft im Ostexport
gleitend valutaseitig umgestellt worden wären, wurde mit dem enormen
politischen Druck auf das Tempo der DDR- Angliederung und mit dem
lückenhaften und übereilt akzeptierten Einigungsvertrag ausgeschlossen.
Hier sei die Frage gestattet:
-
verstanden
führende Politik- und Wirtschaftskreise der BRD 1989/1990 das
Technologie- Dilemma der Industrie der "neuen Länder"
und deren Strukturen überhaupt auch nur annähernd und waren
sie bereit, der Industrie der "neuen Länder"
zum Erhalt wichtiger Industriestandorte und Branchen eine Schonfrist
zu geben (steuerliche Massnahmen, zollähnliche Restriktionen
usw.) oder
-
war die Politik
bestrebt, die Menschen in Leipzig , Dresden, Chemnitz, Magdeburg
usw. vorsätzlich zu betrügen, durch deren Abstimmungsverhalten
der CDU einen Wahlsieg zu schaffen und das Volksvermögen aus
40 Jahren Arbeit der DDR- Bevölkerung an West- Banken, Wirtschaftsverbrecher
und Konzerne zu verschleudern und massenweise know- how und
Arbeitsplätze zu vernichten?
Die gezielte De- Industrialisierung
der ostdeutschen Länder im Sinne von Kinkel ( Delegitimierung der
DDR ) und Fr. Breuel ( Treuhand) waren wohl der Auftrag !
Um diesen Prozess
der "Abwicklung" aus Sicht der BRD-Wirtschaft, der BRD-Politik
und von deren "Treuhändern" effektiv und schnell voranzubringen,
war es dafür offenbar sehr zweckmäßig, alle Facetten des Antikommunismus
gegen den Staat DDR zu aktivieren und zunächst einmal
-
komplett alle
Werte der ehemaligen DDR zu diskriminieren und der DDR ihre
Legitimation abzusprechen
-
alle DDR-Strukturen und Organisationsformen,
wie Betriebe und Kombinate, Gesundheitswesen, Bildungswesen,
Landwirtschaft in breiter Front als ineffektiv darzustellen
und daher nicht geeignet für eine Umgestaltung bei teilweiser
Erhaltung ;
-
deren Bürger in
der Breite als inkompetent und unfähig darzustellen, um sie
in der neuen Ordnung bei vergleichbaren Leistungen billig "einkaufen"
zu können.
-
war also das
ganze Geschrei von der schlechten Produktivität der
Wirtschaft und die Einführung eines Wechselkurses für DDR-
Betriebe im Ost- Export von katastrophalen 2:1 nicht eher
ein Kalkül, das Selbstwertgefühl der Menschen und den
Widerstand gegen jegliche Art von unsozialer
Wirtschaftspolitik zu lähmen?
In der öffentlichen Propaganda wurde
auch tunlichst ausgeblendet, dass letztlich viele politische Entscheidungen
und Lebensumstände der Menschen durch aktive Maßnahmen der USA und
der BRD zur "Zurückdrängung und Schwächung des Sozialismus"
impliziert wurden bzw. dass Lebensumstände und materielle Möglichkeiten
oft infolge unmittelbarer Gegenreaktionen der DDR in der unsinnigen
Spirale des Wettrüstens und der Systemkonfrontation, in einer
Hysterie des Wettrüstens und Konfrontation waren.
Als Zielscheibe allen angestauten
Unmuts der DDR- Bürger über viele unattraktive Umstände und Missstände ihres
Lebens in der DDR (Schwerpunkt - die Honecker- Ära nach 1985) und
des jahrelangen Fehlens von verständlichen Perspektivkonzepten wurden
die politischen Träger der DDR, vorrangig die SED- Führung und gezielt
die Mitarbeiter des MfS der DDR als Kriminelle und ethisch- moralische
Verbrecher im Einigungsvertrag und durch Rechtsakte vorsorglich
kriminalisiert. Welch ein Unterschied im Umgang mit Naziverbrechern
in der BRD! Und welche Scheinheiligkeit , das Niveau von
Wandlitz als Betrug am Volke zu stilisieren, verglichen mit
westlichem Prunk und Luxus eher ein ärmliches Niveau !
Erleichternd für eine gewisse Wirksamkeit
dieser Strategie war auch die Tatsache, dass sich in Wirtschaft
und Politik der BRD 1990 durchaus noch wesentliche Elemente der
erfolgreichen "sozialen Marktwirtschaft der BRD" erhalten
hatten und die Auswüchse des Neoliberalismus bzw. Raubtierkapitalismus
in allen seinen Formen noch nicht angekommen waren, sodass sich
das Meinungsbild über die BRD unter vielen Ostdeutschen damals positiver
darstellte und sich wesentlich von dem Bild 20 Jahre später unterschied.
Aber die Erwartungen der Bürger Ostdeutschlands nach Gleichberechtigung
und persönlicher Entwicklung, nach deutlicher Annäherung der Lebensumstände
und persönlichen Perspektiven an die der alten BRD, ein geglaubtes
Grundrecht aus dem Grundgesetz, wurden nur partiell Wirklichkeit.
Widersprüche blieben oder vertieften sich sogar. Trotz enormer "Ausgleichsfinanzierungen"
der Haushalte der "neuen" Länder und trotz enormer Investitionen
wurde der Ost- West- Gradient in den Lebensumständen, Perspektiven
und Hoffnungen, im Stimmungsbarometer und damit letztlich im Wahlverhalten
nicht kleiner. Noch heute ( oder heute wieder? ) bewerten laut Bundesverband
der Deutschen Industrie (BDI) (gem. "Der Spiegel",
23/2009, S.75) ca. 75% der Ostdeutschen die soziale Marktwirtschaft
kritisch oder lehnen diese in der real existenten Form ab.
Die Auswirkungen der "Globalisierung",
die Verbreitung der Auswüchse des US- dominierten Neo-Liberalismus
in Europa und auch deren Nutzung durch die Führungsriegen der BRD-
Regierungskoalitionen, Gewinnsucht und moralisches oder kriminelles
Fehlverhalten des Managements deutscher Unternehmen, das Anwachsen
der Schere in der materiellen Lage der Menschen, "Agenda 2010",
Hartz IV usw. haben wesentlich dazu beigetragen! Die tiefe System-
und Finanzkrise des Kapitalismus in unserer Zeit lassen auch keine
wesentlichen absehbaren Änderung dieser Situation erkennen. Für
die politische "Elite(?)" der BRD und deren Medien
sind daher die Themen "Unrechtsstaat DDR" und "Lebensleistung
der in der DDR aufgewachsenen Bürger " scheinbar gut geeignet,
ideologisch gegen kritische Haltungen gegenzuhalten und die Menschen
mit Halbwahrheiten und einseitigen Betrachtungen gezielt zu manipulieren.
Allerdings - trotz großer Anstrengungen, gelingt es kaum, die Menschen
zu verdummen- sehr wahrscheinlich wird damit das Gegenteil erreicht.
Um die nächsten 10 Jahre zu gestalten
braucht niemand ein Thema "Unrechtsstaat DDR" ! Es ist
total ungeeignet, kreative Impulse für die Lösung der anstehenden
Probleme der wirtschaftlichen Lage, der längerfristigen Sicherung
des Industrie - Standortes BRD und der allgemeinen gesellschaftlichen
Situation (Bildung, Gesundheit, Altersarmut, Innovationskraft ..)
zu generieren. Es führt nur zur weiteren Diffamierung Andersdenkender
und heizt Spannungen an.
Es ist höchst erstaunlich, dass bei
öffentlichen Diskussionen zum Thema "Unrechtsstaat DDR
- ?" auch heute die tiefe Anhängigkeit des Staatswesens der
DDR von den Grundsätzen der Sicherheitspolitik der Staaten des Warschauer
Vertrages und bestehenden Verträgen "ausgeblendet" wird!
Die Stationierung einer großen sowjetischen Armeegruppe in der DDR
und der Einfluss zehntausender UdSSR- Berater und Instrukteure, Bündnisverträge
(!) usw. hatten aber klare Auswirkungen. Würde man Blockbindungen
aber in die Diskussion einbeziehen, wäre unumgänglich auch die Politik
der USA und deren zweifelhafte Rolle als "Weltmacht",
als Missionar der westlichen Demokratie und die Beziehungen der
BRD dazu zu diskutieren.
Ethisch- moralisch waren viele Praktiken
in der DDR, wie die "Sicherheitsarbeit" der DDR- Staatsorgane,
die Angst der Oberen, dass sich die Menschen selbst umfassend über
die Welt und in der Welt informieren, Dogmatismus und wirtschaftliche
Ignoranz oder fachliches Unwissen u.a. für einen sozialistischen Staat nicht akzeptabel
und extrem schädlich. Zu DDR- Zeiten wurden diese Dinge von vielen
Menschen oft kritisiert, der Versuch einer Änderung kam erst, als
es zu spät war! Und als Gorbatschow den Verführungen oder
Millionenangeboten des Westens erlegen war. Die Orientierung breiter Kreise innerhalb der DDR
auf "Gorbatschows Reformen" war eher eine verzweifelte
Hoffnung, denn eine reale Chance. Nur wenigen DDR- Bürgern war die
wahre politische Situation in der UdSSR und das Fehlen eines wirkungsvollen
sozialistischen Ökonomie- Programms bekannt.
Fakt ist, dass ein übergroßer Anteil
derer, die sich für den Staat DDR engagierten, dank ihrer Urteilskraft
und Kompetenz schon gegen Ende der DDR- Zeit und vielmehr Jahre
danach selbst in der Lage ist, Recht und Unrecht, Gutes, Mangelhaftes
und Unerträgliches mit Sachlichkeit und Augenmaß zu differenzieren.
Es braucht dazu keiner Belehrungen oder Anschuldigungen durch Leute,
die von Alledem keine Ahnung haben, nicht dabei gewesen waren oder
heute bei ihrem politischem oder Arbeitnehmer- Kariere-
Trip mit staatstragend gefiltertem Gedächtnis unterwegs
sind. Für ältere Ostdeutsche bedarf es jedenfalls keiner gelenkter
Medienkampagnen, die Menschen haben ihren Verstand nicht verloren.
Man könnte die permanenten Anti-
DDR Diskussionen als älterer, nunmehr ca.20 Jahre "geschulter"
BRD-Neubürger verdrängen, wenn nicht mit der initiierten "Wertschätzung"
des Staates DDR pauschal und ohne Differenzierung auch alle
Inhalte der Tätigkeit der Menschen in diesem Staate diskriminiert
oder verurteilt würden! Auch die "Lebensleistung der in der
DDR aufgewachsenen Bürger" und viele erhaltenswürdige Strukturen
und Praktiken erhalten damit auch heute immer noch bzw. verstärkt
wieder a priori eine Auffrischung dieses Negativ-Stempels!
Aber auch für die jüngere Generation
der heute 18- 40 jährigen, die bewusst erst zu BRD- Zeiten aufwuchs,
sind alle Facetten des praktizierten Neoliberalismus mit seiner
zunehmenden Marktradikalisierung, der schleichenden Demontage
des Sozialstaates, der Privatisierung aller Bereiche des Lebens
bis hin zum Gesundheitswesen und zur Bildung und die wachsende soziale
Kluft zwischen der Masse der einfachen Menschen und der Kaste der
Reichen und Eliten für das heutige Staatssystem Wertung genug.
Auch diese Menschen haben genug Verstand und Würde, um genau zu
differenzieren.
Zum Thema "Lebensleistung
der in der DDR aufgewachsenen Bürger" :
Das Selbstverständnis und die Wahrnehmung
der Lebensleistung sind ein enorm wichtiger Bestandteil des Selbstwertgefühls
und der öffentlichen Stellung eines Menschen! Man kann dazu den
deutschen Philosophen Hegel heranziehen, der bereits zum Schluss
kam-
..
ohne Anerkennung keine Freiheit, kein selbstbewusstes Ich, keine
Selbstverwirklichung - kein Glück.
Die Anerkennung der Lebensleistung
eines Menschen, seines Lebenswerkes spielt besonders für ältere
Menschen eine wichtige Rolle. Versuche, einem Menschen den Wert
seiner Lebensleistung abzusprechen oder diese geringzuschätzen,
stellen eine Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte dar. Sofern
dabei die Herkunft zwischen Ost und West zusätzlich wesentlichen
Einfluss hat, stellen sie auch eine Verletzung des Gleichbehandlungsgrundsatzes
dar.
Die Frage der Lebensleistung geht
daher weit über das Thema der Überleitung der Anwartschaften und
der Renten in Ostdeutschland auf die Bundesrepublik Deutschland
hinaus. Es geht hier auch nicht um bestehende Ausnahmen, Ungerechtigkeiten
und Lücken im Rentenrecht. Aus der Wahrnehmung der Lebensgewohnheiten
der Deutschen in Ost und West wird offensichtlich, dass neben vielen
anderen Besonderheiten und typischen Spezifika, die sich im Zusammenleben
der Menschen unter unterschiedlichen Bedingungen in 40 Jahren entwickelten,
die "Traditions- Pflege" der Geschichte ihrer Betrieb
und Einrichtungen in den neuen Ländern eine spezielle Rolle spielt.
Menschen legen dort besonderen Wert auf die Würdigung der Rolle
und Leistungen in ihren ehemaligen Arbeitstätten, wo Betriebsklima,
Zusammengehörigkeitsgefühl und Kollegialität gut entwickelt waren,
wo man sich im Arbeitsprozess wohl fühlen konnte und Freude empfand,
etwas geschaffen zu haben.
Viele Mitarbeiter von DDR- Betrieben
und -Einrichtungen blicken heute auf mehr als 50 Jahre seit Gründung
ihrer ehemaligen Wirkungsstätten zurück, die oftmals im Zuge einer
neuen Strukturpolitik ab 1956 gemäß den Direktiven des zweiten Fünfjahrplanes
der DDR geschaffen wurden. Im Bereich von Robotron wurde z. B. am
01.April 1957 vor 52 Jahren der wissenschaftliche Industrie- Betrieb
ELREMA in Karl- Marx- Stadt/ Chemnitz gegründet. In Dresden
würdigte eine Jubiläumsversammlung die Schaffung des (Dresdner)
Zentrums für Forschung und Technik (ZFT) vor 40 Jahren am 01. 04.
1969. Bei derartigen Treffen wird deutlich, dass das Lebensalter
und Chancen am Arbeitsmarkt diese Menschen in zwei Gruppen teilen
- Menschen, deren professionelles Lebenswerk etwa 1990 endete und
Menschen, die die Chance fanden oder sich gestalteten, ein zweites
Berufs- Leben nach 1990 zu führen. Sie vereint der Stolz und die
Genugtuung auf das in der DDR- Zeit Geleistete. Sie unterscheidet,
dass man nach 1990 ganz unterschiedliche Erfahrungen sammeln konnte
oder musste - als weitgehend Außenstehender oder als beruflich
wieder Aktiver. Letztere hatten übrigens oft gute Möglichkeiten,
analoge Prozesse, Managementstrukturen, Bildungsniveau und
Leistungsfähigkeit ihrer westdeutschen Kollegen zu vergleichen...
.Die Gruppe der nach 1990 nicht mehr in den Arbeitsprozess tätigen
Menschen kennen oftmals nur die äußere Facette des neuen Wirtschaftslebens,
die "Performance" dieser Wirtschaftsprozesse wird oft
überbewertet. Sie erleben die Innenseite der Wirtschaft und
die Leistungskraft besonders im Bereich Forschung und Entwicklung
nicht und können daher auch schwer die Erkenntnis gewinnen
- "die kochen auch nur mit Wasser". Sie erfahren nicht
direkt in ihrer Berufspraxis, dass es in der heutigen Marktwirtschaft
besonders wichtig ist, "hohe Qualität und faire Preise"
eines Produktes oder einer Leistung gut zu "verkaufen"....
. Die Lebensleistung der Beschäftigten der DDR- Betriebe war in
der Regel durchaus mit der von BRD - Firmen direkt vergleichbar,
allerdings waren gewisse Marketing- Gepflogenheiten in der DDR unbekannt...
.
In den "neuen" Ländern
hat die Erinnerung der älteren Menschen an ihr "erstes professionelles
Leben" einen besonderen Stellenwert. Sie stellen sich
neben dem Streben nach Gemeinschaft und Geselligkeit
intuitiv oder bewusst gegen die nach wie vor praktizierte Missachtung
oder Geringschätzung ihrer Lebensleistung. Hunderte "Kollektive"
schreiben ihre Geschichte auf, gestalten WEB- Seiten, sammeln historisches
Material und organisieren Jubiläen des Bestehens ihrer ehemaligen
Wirkungsstätten. Auch Fernsehen und Rundfunk Ostdeutschlands
widmen sich derartigen Themen.
Den Menschen im Osten geht es um die
faire Bewertung ihres Lebens, ihrer Leistungen und vorrangig ihrer
beruflichen Erfahrungen. Eine rein materielle Sicherheit macht einen
Menschen nicht froh, wenn ihm die Anerkennung dessen, was er geleistet
hat bzw. zu leisten vermag, versagt wird, fehlt! Es ist darüber
hinaus ein untaugliches Unterfangen, die Wertung der Lebensleistung
mit dem Stempel "erbracht
in der DDR" zu versehen.
Eine Darstellung dieser Art soll bereits den Stempel der Zweitklassigkeit
implizieren.
Wer eine derartige Klassifizierung
seiner Lebensleistung
-
"Erbracht im "Unrechtsstaat"
DDR" -
akzeptiert, akzeptiert auch alle
Facetten der heute noch praktizierten Zweiklassengesellschaft.
Eine Gleichbehandlung der Menschen
schließt auch die Menschen ein, die ab Einigungsvertrag BRD-
Bürger wurden.
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-
Mit dem Namen von
A.N.Kossygin
(UdSSR- Ministerpräsident von 1964 bis 10/1980- der Blütezeit der Entwicklung
des ESER) , war der weitest reichende Ökonomie- Reformversuch in der
UdSSR verbunden, der allerdings weitgehend in den Dogmen des sowjetischen
Ökonomie- Modells steckenblieb;
-
Hans
Kalt "In Stalins
langem Schatten" ( Zur Geschichte der Sowjetunion und zum Scheitern
des sowjetischen Modells) 2. Auflage 2010; ©PapyRossa VerlagsGmbH &
Co. KG; ISBN 978-3-89438-434-0 ;
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siehe
Egon Krenz, "Herbst '89",
Seite 73 u.f. ; ISBN 978-3-360-01806-9
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