ESER-Geschichte
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Rechentechnik der DDR im ESER

Beiträge zur DDR- Geschichte des EinheitsSystem der Elektronischen Rechentechnik

(1968-1990)

   


Willkommen im "virtuellen ESER- Museum"

Das Einheits- System der Elektronischen Rechentechnik (ESER) (1968 / 1990) war in den europäischen sozialistischen Staaten (Länder des Rates für Gegenseitige Wirtschaftshilfe) ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und dominierte dort  die Entwicklung, Produktion und Anwendung der Informationsverarbeitung bzw. Rechentechnik.

Die Schaffung des  "ESER"-Systems hatte höchste strategische Bedeutung für den Aufbau einer modernen Informationsverarbeitungs-Industrie und IT- Anwendung in allen seinen Teilnehmerländern, vor allem in den Hauptentwickler- und -Produktionsstaaten UdSSR, DDR und VRB (Bulgarien). ESER wurde, bildhaft gesagt, wie ein "internationaler Groß-Konzern" mit eigenständigen nationalen Unternehmen und unter klarer Dominanz der UdSSR geführt und vereinte in den Teilnehmerländern ca. 20.000 Wissenschaftler, Ingenieure und Programmierer, sowie ca. 300.000 Menschen in der Produktion und Service erfolgreich unter einem einheitlichen systemtechnischen Konzept! Es arbeiteten mehr als 70 Fertigungsbetriebe im Rahmen der Länder für ESER- Produkte, sowie zusätzlich dazu eine große Zahl Systemanalytiker und Entwickler bei der Schaffung von Anwendungs- Lösungen.

Das ESER- Projekt war -zusammen mit dem "System der Kleinrechner- SKR "- ein erfolgreiches Beispiel der ökonomischen Integration im RGW. Nach vorsichtigen Überschlagsrechnungen wurden seit MRK- Gründung 1969 bis 1990 in den Teilnehmerländern allein ca. 18.000- 20.000 Mainframes unterschiedlicher Konfiguration und Generation produziert, mit Peripherie und Operationssystemen komplettiert und in Wirtschaft , Verwaltung und Staatsapparat (incl. militärischem und Sicherheits- Sektor) eingesetzt. Darüber hinaus produzierte die UdSSR modifizierte Technik mit ESER- Architektur für harten militärischen Einsatz.

Einen guten Überblick der internationalen Kooperationsverflechtung veröffentlichte der langjährige Generalkonstrukteur des ESER V.V. Prschijalkowskij in einem Artikel zur Zusammenarbeit der sozialistischen Staaten (Einheitssystem der sozialistischen Länder ).

ROBOTRON entwickelte und produzierte 5 Mainframe- Baureihen in 3 Architektur-Niveaus und damit etwa 10% des Gesamtaufkommens der sozialistischen Staaten (siehe auch Seite Arbeitsumfeld des ESER in der DDR) bei Zentraleinheiten und leistete in den ca. 18 Jahren etwa 40% aller Arbeiten für die Entwicklung ESER- konformer Betriebssysteme.

ROBOTRON und auch andere DDR-Betriebe entwickelten und produzierten ebenso eine umfangreiche Palette peripherer Geräte und dazugehörige Steuergeräte , Bildschirm- orientierte Arbeitsplatztechnik, Drucker, Multiplexer u.a.. Eine Übersicht vermittelt die eingefügte Tabelle ( siehe  DDR-  ESER- Geräte 1971 bis 1989 . Darunter sind auch viele Geräte aus Zeiten der DuB / Sömmerda. Entwickler und Produktionsarbeiter des Kombinat Carl Zeiss Jena leisteten mit einer überaus erfolgreichen und begehrten Produktreihe von 1/2 Zoll Magnetbandgeräten EC 5016/5017/5002.03/5002.06 über viele Jahre einen wertvollen Beitrag zur Komplettierung von Systemen und im Export.

ESER- Mainframes fanden in der DDR umfassenden Einsatz und waren mit ca. 350 EDVA (Bestand 1990) zu etwa 90% die Basis der DDR- Informationsverarbeitung. Ihre Systemeigenschaften sicherten ab 1991/1992 auch einen "kompatiblen" Übergang auf neue Mainframes usw>>Alte DDR_ESER_Rechner vom Westwind...

 

Den Zentraleinheiten als der mit Abstand wichtigsten Produktlinie der DDR im ESER sind spezielle Betrachtung zur Wirtschaftlichkeit des DDR- Engagements und dessen Besonderheiten gewidmet (siehe:Wirtschaftlichkeit).Ihr volkswirtschaftliches Gewicht, insbesondere aus Sicht ihrer großen Exportvolumina mit hoher Rentabilität, wird auf diesen Seiten besonders betrachtet, was heute aber auch in zentralen Dokumenten der Zeitgeschichte gut nachlesbar ist.

 

Die Haupt- Entwicklung von ESER- Produkten erfolgte bei Robotron traditionell in Karl- Marx- Stadt (E2) in drei weitgehend selbständigen Säulen:

  • EDVA- Zentraleinheiten, Bedieneinheiten, Steuergeräte und Test- und Diagnosesoftware

  • ESER- Betriebssysteme

  • kleine Peripheriegeräte und Arbeitsplatztechnik, die nicht der Gesamtheit der ESER- Basiskonstruktion und der EDVA- Entwurfstechnologie unterlagen. 

Detaillierte Darstellungen vieler Entwicklungsdetails und Hintergründe finden Sie unter Produkte und Robotron- Teams, zunächst einen kompakten Abriss zur Geschichte der Produktlinie ESER- EDVA und einen Abschnitt zu den Hintergründen der Bildung des WTZ im Jahre 1989 im Artikel ESER- Produktentwicklung und E2- Teams. Dort findet der Leser aber auch ausführlichere Darstellungen zur Geschichte des Fachgebietes von den Anfängen des wissenschaftlichen Produktionsbetriebes "ELREMA" im Mai 1957 bis Anfang der 80er Jahre ( Abriss der Geschichte des ESER- Entwicklungszentrums Karl- Marx- Stadt von ELREMA bis Fachgebiet Geräte (1980)  ). Eine gute komplexe Übersicht über die Geschichte der EDVA in der DDR bietet auch eine synchronoptische Darstellung (Autor:Prof. F. Naumann).

 

Viele Leser werden auch mit Interesse den Arbeitsstand des ESER- Teams 1987/1989 bei der Arbeit an VLSI- Logikentwürfen nachlesen, der das technologische Gespür des E2-ESER- Teams für optimale Verwertung der DDR- Umgebungsbedingungen deutlich machen soll (siehe " Vorlaufarbeiten ").

  • Der Schaltkreisentwurf wurde zum integralen Bestandteil des Logikentwurfes des FG Geräte E2 bzw. des WTZ des Buchungsmaschinenwerkes (später Ascota-AG Chemnitz),d.h. das eigene Arbeitsfeld des Logikentwurfes wanderte folgerichtig mit dem technologischen Fortschritt in den Bereich der Mikroelektronik- Technologie. Das Fachgebiet E2 erarbeitete sich die Fähigkeiten, Schaltkreisentwürfe im Komplex des Gesamtlogikentwurfes der ZE zu erarbeiten, dh. incl. einer sicheren logischen und technischen Simulation, Prüfpatternerstellung usw.. Die ersten 3 LSI- Gate Arrays  U5300 wurden so erfolgreich für den Personal- Computer EC 1835 (PC/AT 2. Generation) entworfen. Das Fachgebiet hatte sich auf die Anforderungen der Verwertung von U5300/U5500 in seinem selbstentwickelten Entwurfssystem eingestellt und war hier auf die 90er Jahre gut vorbereitet mit einer sehr flexibel nutzbaren Technologie für ESER- Mainframes , Personalcomputer und andere  Logikentwürfe. Unser Konzept war es, mit der CMOS- Schaltkreisbasis U5500 im Mainstream der CMOS- Technologie des ZMD mit ihrer höheren Intergrationsdichte und Geschwindigkeit den Weg in die 90er Jahre zu sichern. Für 1990 waren U5500- Gate Arrays mit ca. 50 T.Gatern /Chip geplant.

Die Aspekte unserer technologischen Negativ- Spirale als Folge des "Kalten Krieges" werden im Rückblick dieser Seiten sehr deutlich. Bei den aufgezeigten  Analysen drängen sich Fragen nach den großen gesellschaftspolitischen Ursachen auf, nach dem Warum des Niederganges des Sozialismus- Systems. Daher sei besonders auch auf die Beiträge verwiesen, die zum historischen Rückblick aus Sicht 2009/2011 in den  Informationen zu neuen Inhalten zu finden sind. Hier sei auch auf eine sehr aussagekräftige Ausstellung des Jahres 2012 zur Geschichte der Rechentechnik /IT- Technologie der Region Chemnitz des IMC verwiesen.

 

Gesamtanliegen dieser  Seiten:

  • bezogen auf das ESER die vielfältigen politischen und wirtschaftlichen Zusammenhängen und viele Fakten und Einflussgrößen unterschiedlichster Art hinausgehend über rein technische Sichtweisen und Informationen  darzustellen,

  • die Leistungen der Systemarchitekten, Logik- Entwickler, Konstrukteure, Softwareentwickler und Technologen einerseits, die hohe Qualität der Leistungen der Mitarbeiter von ROBOTRON in Fertigung und Anwendung zusammenfassend darzustellen;

  • die im Internet sehr verstreuten Informationen zum ESER zusammenfassend darzustellen, zu systematisieren und durch bisher unzugängliche Fakten und Dokumente sowie jetzt zugängige russischsprachige Dokumente übersetzt zu ergänzen;

  • einen Fundus von technischen Publikationen zum ESER zwischen 1970 und 1990 elektronisch zu erhalten;

  • die engen Wechselbeziehungen zu Prozessen, Entwicklungstrends und Kollegen in der UdSSR, sowie deren hohe Technologie- Parallelität UdSSR/ DDR und Fakten der wirtschaftlichen und politischen Zusammenhänge bei der internationalen Arbeitsteilung des RGW und aus Sicht der jüngeren Geschichte weitere Zusammenhänge aufzuzeigen;

  • die allgemeinen Trends mehrerer Generationen der Informationsverarbeitungs-Technologie auf das ESER bezogen aufzuzeigen- von niedrig- integrierten TTL - Schaltkreisen  bis zum Einsatz von VLSI-Spezialschaltkreisen und Mikroprozessor- Systemen unter den Bedingungen der DDR- Wirtschaft und des RGW;

  • die Aspekte einer Negativ- Spirale unserer technologischen Basis im Rückblick zu umreißen. Dazu drängen sich auch viele Fragen nach den gesellschaftspolitischen Ursachen auf, zu deren Diskussion  der Autor einen Beiträge leisten möchte.

Bild oben: UdSSR- Ministerpräsident Kossygin besucht zur ESER- Ausstellung in Moskau den Robotron- Stand; Mit A. Kossygin war ab 1965 die bedeutendste Wirtschaftsreform (nach NEP) der UdSSR verbunden, rechts im Bild UdSSR- Minister Pleschakow und ESER-GK V. V. Prschijalkowskij

© Dr.Jungnickel